Rockharz Open Air
Der große Festivalbericht 2015

Konzertbericht

Billing: Eisbrecher, W.A.S.P., The Black Dahlia Murder, Soulfly, Schandmaul, Kataklysm, Hammerfall, Fear Factory, Eluveitie, Alestorm, Dream Theater, Die Apokalyptischen Reiter, Cradle Of Filth, Blues Pills, Biohazard, Betontod und Behemoth
Konzert vom 2015-07-09 | Flugplatz, Ballenstedt

FREITAG

Den ersten „vollen“ Tag gut überstanden? Dann nichts wie los – der nächste Tag wartet, und mit ihm Hochkaräter wie EISBRECHER, W.A.S.P., FEAR FACTORY und SCHANDMAUL.

Galerie mit 15 Bildern: Impressionen - Rockharz Open Air 2015

VOLKSMETAL

Galerie mit 10 Bildern: Volksmetal - Rockharz Open Air 2015

„Guten Morgen Rockharz, seid Ihr schon durstig?“, fragt der VOLKSMETAL-Sänger die wenigen Leute, die schon vor der Bühne stehen. Dann folgt: nicht der erste Song, sondern erstmal der Soundcheck. Bis die Band anfängt zu spielen, füllt es sich vor der Bühne dann auch etwas mehr – für Openerverhältnisse ist das okay, was vor der Rock Stage steht, aber DRONE haben gestern trotzdem mehr abgeräumt. Dann geht’s los: Mit einem pseudowitzigen Spoken-Words-/Jodel-Intro mit bayerischem Akzent entern VOLKSMETAL die Bühne, der Sänger zu dieser frühen Stunde übrigens mit einer fast schon leeren Weinpulle … alles klar? Musikalisch ist die Mischung aus Volksmusik und Metal alles andere als substanziell, aber immerhin versucht die Band, Stimmung aufkommen zu lassen – unter anderem indem sie einen Typen in Teufelsmaske mit einem Partyfässchen in den Fotograben schickt und Bier in den ersten Reihen verteilen lässt. Das vorab groß angekündigte „Dicke Titten, Kartoffelsalat“ wird übrigens gar nicht gespielt. Scheinbar zumindest … womöglich ist der Song auch einfach so unauffällig wie der Rest des Sets. Fazit: J.B.O. sind doch nicht die lahmste Spaßmetalkapelle. Kann man als Opener machen, muss man aber nicht. Wirklich nicht.

(Stephan Möller)

UNDERTOW

Galerie mit 10 Bildern: Undertow - Rockharz Open Air 2015

Eingequetscht zwischen VOLKSMETAL und RAGNARÖEK haben es UNDERTOW als erste Band auf der Dark Stage nicht unbedingt leicht. Doch wer sich den Schlaf bereits aus den Augen gerieben hat, wird mit einer kraftvollen Doom-Metal-/Hardcore-Mischung empfangen. Ordentlich Groove und Spielfreude sorgen nach anfänglicher Lethargie für gelöste Stimmung. Eigentlich ein Wunder, dass die Süddeutschen nach einem starken Album wie „In Deepest Silence“ (2013) nicht mehr Leute vor die Bühne locken. Egal, Auftakt in den Tag gelungen!

(Jan Wischkowski)

RAGNARÖEK

Galerie mit 10 Bildern: Ragnaröek - Rockharz Open Air 2015

Weiter geht es mit den norddeutschen Mittelalterrockern RAGNARÖEK, die schon eine beachtliche Zahl an Zuschauern vor die Bühne locken. Vielleicht liegt es an der gediegenen Mischung aus Anfeuerung und trinkfesten Liedern, die gut ins Ohr gehen. Denn auch wenn die Band ihr neues Album „Dornig“ erst in diesen Tagen unters Volk bringt, klingt ein Song wie „Trinkfest 5-4-3-2-1“ wie ein alter Bekannter: Ja, damit kann wohl jeder trinkfeste Folkmetaller etwas anfangen. Während die Band um Frontmann Charon also ordentlich Stimmung verbreitet, wirkt die in der ersten Reihe vor sich hintänzelnde Dame etwas deplatziert: Jedenfalls ist das Getanze weder aufreizend (wohl der erwünschte Effekt) noch besonders engagiert, weswegen man sich dieses Gimmick hätte sparen sollen.

(Eckart Maronde)

FINSTERFORST

Galerie mit 10 Bildern: Finsterforst - Rockharz Open Air 2015

Schon vor dem Auftritt blinzeln etliche Teufelshörner mit Fingernägeln in die Sonne, die wiederum wenig zum selbstbetitelten Subgenre „Black Forest Metal“ passt. Andererseits: Wirklich düster agieren die Schwarzwaldheimer auch nicht, die konsequent in weiße, dreckige Oberteile gekleidet sind. Vor allem das Akkordeon sorgt immer wieder für stimmungsvolle Farbtupfer und spannende Akzente im Bandsound, der – mal vom Keyboard abgesehen – ansonsten eher von schweren Riffs geprägt ist, die schnell mal eintönig werden können. Andere Nuancen ergänzen die Songs ebenfalls und sorgen für die nötige Variation: hier mal ein wenig Blast, dort ein cleanes Gitarreninterludium, zwischendurch cleane Vocals vom Akkordeonspieler. Rockharz, habt ihr „Zeit Für Hass“? Dass Fronter Oliver der Ankündigung der Nummer vom aktuellen Album „Mach Dich Frei“ ein „Und bewegt euch ruhig“ anfügt, wirkt schon dezent belustigend, trifft aber letztlich des Metal-Pudels Kern: Spaß haben! Und genau den haben die Leute bei FINSTERFORST auch, zumal der Pagan Metal von einem richtig guten Sound profitiert.

(André Gabriel)

DEVILMENT

Galerie mit 10 Bildern: Devilment - Rockharz Open Air 2015

Wer hätte gedacht, dass man Dani Filth noch mal zur Mittagszeit schreien hört? DEVILMENT sind schon vom Prinzip her interessant, weil sie als neue Band gemeinsam noch nicht allzu viel Live-Erfahrung haben. Auffällig ist im Vergleich zunächst die niedrige Zuschauerzahl. Es scheint, als wäre DEVILMENT trotz Nuclear Blast im Rücken und Dani Filth am Mikro bei den meisten noch ein unbekannter Name. Schade für alle, die lieber beim Zelt geblieben sind, denn die Briten liefern einen einwandfreien Gig ab – sowohl technisch als auch dynamisch. Außerdem sind die oft groovenden Nummern unwahrscheinlich livetauglich, die Riffs gehen ohne Umwege in den Nacken, und das Material ist abwechslungsreich genug, um über die gesamte Länge gute Unterhaltung zu bieten (nicht zuletzt durch orientalische oder kurze elektronische Samples). Auch beim Sound kann man nicht meckern, obwohl Dani am Anfang immer wieder Korrekturen an die Seite wirft. Die Kommunikation mit dem Publikum verläuft hingegen auf einer humoristischen Ebene: Der Mann kennt das Business eben, da muss man schon mal über die eine oder andere durchaus amüsante Ansage schmunzeln. Anbei erwähnt er dann auch die Möglichkeit zu einem Circlepit, allerdings mit dem Zusatz „in einem Moment, zu dem ihr wollt“. Bloß keinen Stress machen, richtig so! Ein kleiner Pit blüht auch kurz auf, die Involvierten spazieren aber eher im Kreis, als dass sie rennen. Egal: ein richtig starker Auftritt!

(André Gabriel)

MÅNEGARM

Galerie mit 10 Bildern: Månegarm - Rockharz Open Air 2015

Die schwedischen Folkmetaller MÅNEGARM sind in unseren Breiten ja gar nicht so häufig live zu bewundern, weswegen sich auf den Gig eine nicht geringe Vorfreude einstellt – die allerdings recht schnell wieder abebbt. Die Schweden starten gut in ihren Set, und die Hooks und Melodien sitzen; allerdings hat sich das Quintett für ihren Auftritt fünf ganz ähnliche Nummern ausgesucht, die allesamt im gemächlichen Midtempo vor sich hinrocken. Angesichts ihrer recht umfangreichen Diskografie nicht ganz nachzuvollziehen. Außerdem sind die Entertainer-Fähigkeiten von Erik Grawsiö noch etwas ausbaufähig: Jedenfalls gibt sich der Frontmann zumeist wortkarg; den größten Jubel gibt es vor dem letzten Song für die Ankündigung, dass MÅNEGARM bereits seit 20 Jahren live unterwegs sind. Immerhin haben sich die Schweden für den Abschluss einen echten Höhepunkt aufgespart: Der lange, abschließende Track „Hemfärd“ jedenfalls beschert dem Gig dann doch die lange erwartete Abwechslung.

(Eckart Maronde)

ANNEKE VAN GIERSBERGEN PRESENTS THE GENTLE STORM

Galerie mit 10 Bildern: The Gentle Storm - Rockharz Open Air 2015

MÅNEGARM gehen, THE GENTLE STORM kommen … zumindest zur Hälfte, denn Arjen Anthony Lucassen, die eine Hälfte des verantworltlichen Kreativduos, ist wie immer nicht dabei. Und so entert die andere Hälfte, Anneke van Giersbergen, zu Intro-Samples zunächst alleine singend die Bühne, nach und nach kommen die Gastmusiker dazu, während passend die Musik Schritt für Schritt gesteigert wird. Waren zunächst noch wenige Leute da, wird es bereits während des ersten Songs voller, und die Leute, die da sind, fressen Anneke eh aus der Hand – die gute Dame beweist heute einmal mehr nicht nur ihre Klasse als Sängerin, sondern auch als Frontfrau. Auch der Rest der Band stageacted wie blöde, unter anderem gibt es ein gestisch wie stimmlich gut abgestimmtes Gesangsduett zwischen Anneke und der für die hohen, opernhaften Töne zuständigen Gastsängerin – gut anzuhören, toll anzusehen.

Bei der Komplexität der Kompositionen ist natürlich klar, dass sich dazu nicht so gut abgehen lässt wie zum Beispiel zu EKTOMORF am Mittwoch, aber THE GENTLE STORM ernten trotzdem viel Zuspruch in Form von Applaus, Mitnicken und – in den vorderen Reihen – auch Headbanging. Schön ist, dass die Musik trotz der teils sehr komplexen Instrumentierung mit einem astreinen, gut ausgesteuerten Sound aus den Boxen kommt, was den positiven Gesamteindruck weiter untermauert. Gegen Ende des Auftritts kommt übrigens die Sonne raus und es wird das erste Mal in diesem Jahr so richtig brutzelig warm auf dem Rockharz – die Leute stört das aber nicht, zumal sich gegen Ende des Sets noch jeweils ein Song von THE GATHERING und DEVIN TOWNSEND einschleichen, die vom Publikum ganz ordentlich abgefeiert werden. Toll.

(Stephan Möller)

DELAIN

Galerie mit 10 Bildern: Delain - Rockharz Open Air 2015

Gerade kündigte Anneke noch an, bei DELAIN spiele die Zwillingsschwester ihrer Livegitarristin mit … danke für die Verwirrung, Anneke. Ist natürlich die gute Dame selbst, die hier und heute einen Doppelauftritt spielen darf. Und während sie noch etwas verschwitzt von der Rock auf die Dark Stage rennt, machen ihr das die Leute im Publikum nach: DELAIN und THE GENTLE STORM haben eben eine ähnliche Zielgruppe, und so wird es bei ersteren erst richtig voll, als letztere aufgehört haben zu spielen.

Als DELAIN dann die Bühne entern, tun sie das zunächst mit einem relativ dünnen Soundgewand: Die Gitarren verschwinden fast vollständig hinter dem Keyboard. Schade, aber im Laufe der nächsten, zwei, drei Songs wird das besser. Beim Publikum funktionieren Songs wie „Get The Devil Out Of Me“, „Army Of Dolls“ oder der poppige Höhepunkt „Stardust“ vom aktuellen Album „The Human Contradiction“ sowieso wie Hulle. Ach, und schrieb ich oben, das Publikum würde Anneke aus der Hand fressen? Dem ist sicherlich so gewesen, aber Fakt ist: Bei DELAIN-Fronterin Charlotte fressen die Leute noch ein bisschen mehr. Zu den vergleichsweise einfacheren Kompositionen DELAINs lässt sich eben auch besser abfeiern als zu den komplexen THE GENTLE STORM-Songs, und so gibt es eine Menge Mitgegröle, Headbanging und Crowdsurfer – letztere übrigens vor allem zum abschließenden „We Are The Others“. Top Auftritt!

(Stephan Möller)

BETONTOD

Galerie mit 10 Bildern: Betontod - Rockharz Open Air 2015

BETONTOD werden gleich von „Ohoho“-Rufen begleitet. Das motiviert! Auch eine knallgelbe Fahne mit Bandlogo schwenkt gediegen im Zuschauerbereich. Das alles deutet schon darauf hin, dass der Auftritt der Punk Rocker extrem gut besucht ist, und so ist es auch. Musikalisch bieten die Rheinberger die für einige sicher gern gehörte Abwechslung zum metallischen Rest. Guter Sound, gutes Wetter, gute Laune – der Wind hat sich verzogen, jetzt brennt die Sonne. Crowdsurfer segeln zum Bühnenrand und werden freundlich von der Security in den Fotograben gehievt. „Welche Farbe hat euer Blut?“, fragt Oliver Meister, und nicht wenige erkennen den Wink in Richtung eines ganz bestimmten Songs: „Schwarzes Blut“. BETONTOD feiern mit den Anwesenden eine ausgelassene Party! Aber klar, Lyrics der Sorte „Wir spielen keine Pop-Songs, wir lieben nur die harte Melodie, wir scheißen auf den Mainstream“ kommen halt so gut an wie Freibier. Darauf ein „prost“!

(André Gabriel)

COPPELIUS

Galerie mit 11 Bildern: Coppelius - Rockharz Open Air 2015

Eine gelungene Abwechslung folgt anschließend in Form von COPPELIUS, die nach „Schöne Augen“ erstmals das Wort ergreifen, das Publikum begrüßen und viel Spaß mit den „Herren von COPPELIUS“ wünschen. Im Vergleich zur vergangenen Auftritten wird sich heute verstärkt auf die Musik, anstatt auf ausschweifende Ansagen oder lustige Spielchen konzentriert. Wer dachte, dass Kammermusik nicht hart und laut sein kann, den belehrt die sympathische Truppe um Sänger bzw. Butler Bastille an diesem Tage eines anderen. Passend zu den mit positiven Aussagen gespickten Songs, zeigt sich auch das Wetter von seiner besten Seite – die Sonne brät alles nieder.

Beim Auftritt greift dafür ein Zahnrad ins andere: Das bereits bei der Autogrammstunde zahlreich vertretene Publikum gehorcht während „Moor“ (laut Ansage ein Song übers Tragen) und lässt zahlreiche Crowdsurfer folgen, die es, ob vorwärts, rückwarts, waagerecht oder vertikal, trotz der nach hinten hin etwas lichten Reihen sicher ins Ziel schaffen. Die lediglich mit Kontrabass, Klarinette, Cello und Schlagzeug ausgestattete Band dankt, gibt sich gewohnt vornehm („Bitte singen Sie mir nach“) und bleibt sogar bei einer auf die Bühne geworfenen Unterhose ihrem Wesen treu. Mit „Killers“ findet sich auch ein IRON MAIDEN-Cover in der Setlist, wodurch Zeit für eigene Kompositionen verloren geht. Denn selbst das famoseste Spektakel muss irgendwann ein Ende finden, lässt in diesem Fall jedoch etliche zufriedene Gesichter zurück.

(Richard Mertens)

BLUES PILLS

Galerie mit 10 Bildern: Blues Pills - Rockharz Open Air 2015

Nach Anneke van Giersbergen und Charlotte Wessels betritt in kurzer Abfolge die dritte Frontdame die Bühne des Rockharz: Die Rede ist natürlich von der wunderbaren Elin Larsson, die mit ihren BLUES PILLS der Meute einheizt. Und nicht wenige im Publikum nehmen den Siebziger-Jahre-Bluesrock der Schweden zum Anlass, sich erst einmal eine Würzzigarette anzuzünden. Beste Voraussetzungen also für ein entspanntes, aber ebenso hypnotisches Liveerlebnis: Der Sound ist brillant, die Band souverän, Gitarrist Dorian Sorriaux bekommt genügend Freiräume für Improvisationen und selbst kleinere Tonausfälle (welchen Einfluss hat eigentlich drogengeschwängerte Luft auf die Bühnenelektrik?) bringen Band und Publikum nicht aus der Ruhe. Und an vorderster Front steht besagte Elin Larsson. Welch eine Performance, welch eine Stimme! Nicht erst beim abschließenden „Devil Man“ bleibt manchem bei Elins Darbietung die Spucke weg. Klar, dass es zum Abschluss lautstarke Zugaberufe gibt, die aufgrund des straffen Zeitplans aber nicht erfüllt werden können.

(Eckart Maronde)

BIOHAZARD

Galerie mit 11 Bildern: Biohazard - Rockharz Open Air 2015

Meine Damen und Herren, es darf gemosht werden! Die New Yorker Hardcore-Institution BIOHAZARD musste zwar wegen Verkehrsproblemen ihre Autogrammstunde bei uns am Stand absagen, steht aber trotzdem einigermaßen pünktlich auf der Dark Stage um ihre „Tales From The Hard Side“ unter die Leute zu bringen. Das tun sie mit einem fetten Sound, fetterem Stageacting (Synchronhüpfen galore) und fettesten Songs. Zu „Down For Life“ verlangen BIOHAZARD einen Circle Pit, den sie bekommen, zum BAD RELIGION-Cover „We’re Only Gonna Die“ wollen sie einen größeren – und hören auch prompt auf zu spielen, weil ihnen der, den sie bekommen, nicht groß genug ist. Der Song wird neu angezählt, mehr Leute stürzen sich in den Pit … und jawoll, geht doch. Zum abschließenden „Hold My Own“ gewinnt Fronter Billy Graziadei endgültig die Herzen des Publikums, indem er zunächst in den Fotograben hüpft und sich dann auf dessen Absperrung bzw. die Schultern eines Fans stellt und den Song von hier aus weiterspielt. Herztod für die Security, Anlass zum Jubeln für das Publikum. Leider verlässt der Vierer die Bühne fünf Minuten zu früh, aber was soll’s … einen Hardcore-Auftritt, wie man ihn sehen will, haben BIOHAZARD so oder so hingelegt.

(Stephan Möller)

SCHANDMAUL

Galerie mit 10 Bildern: Schandmaul - Rockharz Open Air 2015

SCHANDMAUL strotzen nur so vor Selbstbewusstsein. Denn anders wäre wohl kaum zu erklären, wie man folgendermaßen die Bühne eines großen Metal-Festivals betreten kann: „Leute, bevor wir hier anfangen zu spielen, müssen wir erst einmal etwas klarstellen. Wir können alles, aber keinen Metal.“ Mit diesen Worten von Sänger Thomas beginnt der Auftritt und das Publikum gibt zu verstehen, dass es voll und ganz auf der Seite der Münchener Band steht – Applaus und gute Laune wohin man schaut, sodass die Frage, ob alle für etwas Abwechslung bereit seien, nahezu komplett untergeht, bei solch einer Reaktion aber auch hinfällig ist. Die folgende Stunde wird zu einem wahren Siegeszug der Mittelalterocker, die Leute stapeln sich bis zum Einlass des Infield-Geländes. Es scheint fast ausgeschlossen, dass eine andere Band an diesem Wochenende nochmals so viele Leute vor die Bühne locken kann. Zu älteren Songs wie „Vogelfrei“ oder etwas jüngeren Stücken der Marke „Krieger“ kommt die Menge komplett aus sich heraus, tanzt, geht in die Knie und singt euphorisiert mit.

Die Band hat sichtlich Spaß, einziges Ärgernis stellt das auf der Bühne vorhandene Wasser dar, weshalb sogar inmitten eines Songs unterbrochen werden muss. Mit Kohlensäure versetzt, ist es für die Gesangsleistung von Frontmann Thomas kontraproduktiv, weshalb es kurzerhand an das dürstende Publikum verschenkt wird. Durch solche und anderweitige Aktionen (beispielsweise muss eine Gitarre doppelt vom Techniker gestimmt werden) fehlen der Band am Ende wichtige Minuten, weshalb die Zugaben „Walpurgnisnacht“ und das als Liebeslied angekündigte „Dein Anblick“ direkt erklingen, ohne dass sich die Band eine kurze Pause hinter der Bühne genehmigen konnte. Sei’s drum, SCHANDMAUL und Rrockharz, das passt, wie der heutige Auftritt eindrucksvoll bewiesen hat.

(Richard Mertens)

FEAR FACTORY

Galerie mit 9 Bildern: Fear Factory - Rockharz Open Air 2015

Das Infield leert sich spürbar. Ob es am stilistischen Wechsel von lockerem Folk Rock zu maschinellen Industrial Metal liegt oder daran, dass FEAR FACTORY nicht gerade den Ruf als exzellente Liveband genießen, bleibt auch nach der Show ein kleines Rätsel. Viel größer ist dagegen die Überraschung, dass die Kalifornier heute richtig gut aufgelegt sind. Der Sound passt und selbst Burton C. Bells Stimme wirkt einigermaßen sattelfest – kleinere Schwächen mal ausgeklammert. Entsprechend Spaß machen Hammersongs wie „Powershifter“, deren Refrains vom Publikum dankbar lautstark mitgesungen werden. Natürlich werben FEAR FACTORY für ihr neues Album „Genexus“, das am 07. August erscheint und zumindest „Soul Hacker“ hinterlässt einen soliden Liveeindruck. Selbstredend fehlt auch der Klassiker „Replica“ nicht und als FEAR FACTORY die Bühne verlassen, bleibt eines festzuhalten: In dieser Form darf der Deutschlandtour im Winter freudig entgegengeblickt werden. Stark wie lange nicht!

(Jan Wischkowski)

W.A.S.P.

Galerie mit 10 Bildern: W.A.S.P. - Rockharz Open Air 2015

W.A.S.P. sind schon eine Marke. Blackie Lawless ist ja nicht gerade der Sympath auf Erden, aber Stimmung machen können die Amerikaner. Erneut zeigt sich, dass genau diese Art von Musik beim Rockharz am besten zieht. Das Gelände ist berstend voll, auch wenn die SCHANDMAUL-Verhältnisse nicht ganz erreicht werden. Doug Blair und Mike Duda machen es dem Duracell-Hasen gleich und sind ständig in Bewegung. Posen können die zwei genauso gut, und so wandern die Instrumente regelmäßig über den Kopf, es werden Drehungen und Sprünge eingebaut. Blackie Lawless, der augenscheinlich ein paar Kilo draufgepackt hat, beschränkt sich auf einen kleineren Radius rund um seinen Mikrofonständer. Seit Anfang der 80er sind W.A.S.P. unterwegs, und noch heute wird spekuliert, wofür die vier Buchstaben stehen. Musikalisch gesehen jedenfalls für facettenreichen Heavy Metal mit vereinzelter Hard-Rock-Schlagseite und etwas Glam. Da darf auch eine schmalzige Nummer der Kategorie „Fast-Ballade“ nicht fehlen, überwiegend unterhält man die Meute aber mit schnellen Songs. Das sorgt für Stimmung und hisst auch hier wieder das Segel so einiger Crowdsurfer.

(André Gabriel)

EISBRECHER

Galerie mit 11 Bildern: Eisbrecher - Rockharz Open Air 2015

Da der gesetzlose Blackie mit seinen W.A.S.P. seinen Auftritt nicht zu knapp überzogen hat, kann Alexx Wesselsky mit seiner Crew erst gegen halb eins die Bühne entern: Das Set von EISBRECHER beginnt mit „Volle Kraft voraus“, und der glatzköpfige Frontmann kommt in voller Kapitänsmontur auf die Bühne. Und „der Checker“ nimmt das Publikum mit auf eine Reise voller harter Songs, eingängiger Melodien und augenzwinkernden bis direkten Ansagen. Während er die Aktion der versammelten Fotografenschaft (die alle auf Kommando Becher auf die Bühne werfen) ignoriert, kommentiert er einen vor seinen Füßen gelandeten Rosenstrauß mit der Ansage, dass man ihn sich ja in den Po stecken könne – mit den Dornen, dann mache es mehr Spaß. Autsch! Musikalisch lassen EISBRECHER nichts anbrennen: Die Band hat genügend Hits geschrieben, die sie alle auf die Meute loslassen bis hin zum MEGAHERZ-Klassiker „Miststück“. Starker Auftritt!

(Eckart Maronde)

TANZWUT

Galerie mit 10 Bildern: Tanzwut - Rockharz Open Air 2015

Als letzte Band des Tages haben TANZWUT an diesem Abend doppeltes Leid zu tragen. Aufgrund so manch überzogener Spielzeit von vorherigen Bands müssen die Berliner zum einen mit gehöriger Verspätung auf die Bretter. Zum anderen fällt dann auch noch, nachdem die Band mit „Brot und Spiel“ vom aktuellen Langspieler „Freitag der 13.“ einen eindrucksvollen Start hingelegt hat, die gesamte Elektronik aus. Bedauerlich, da der Auftritt bis zu diesem Zeitpunkt aufgrund alter Großtaten wie „Ihr Wolltet Spaß“ und „Meer“, bei dem sich die sieben Mann starke Band einem ebensolchen bestehend aus Händen gegenüber sieht, mächtig Laune verbreitet – in den ersten Reihen werden sogar Laserschwerter geschwungen. Doch so einfach lässt sich Frontmann Teufel, der auch bei den Mittelalterschergen von CORVUS CORAX die Strippen zieht, nicht lumpen. Mit Sackpfeifen bewaffnet, wird unplugged weitergespielt bis das Licht wieder angeht und Saft auf der Leitung ist. Schade nur, dass schlussendlich auch noch die tatsächliche Spielzeit aufgrund der Verzögerungen im Tagesablauf gekürzt werden muss. Trotz dieser unbefriedigenden Umstände, für welche die Band im Prinzip am wenigsten kann, zeigt sich Ballenstedt auch am Ende des kurzen Gigs dankbar, wenn auch leicht verärgert.

(Richard Mertens)

Galerie mit 36 Bildern: Autogrammstunden - Rockharz Open Air 2015

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20.07.2015

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