
25 Jahre - 25 Alben - 25 Songs
Heute: Dagmar Geiger
Special
2001: SAVATAGE – Poets And Madmen

Das letzte Album von SAVATAGE war mein Einstiegsalbum und darauf ist einer der tollsten Metalsongs überhaupt: „Morphine Child“. Das ist ein progressives Zehn-Minuten-Epos in mehreren Teilen mit Instrumentalpassagen. Geschrieben wurde es von Chris Caffery, Jon Oliva und Paul O’Neill. Ich weiß nicht, wer auf die geniale Idee kam, hier einen Kanon einzubauen, aber dieser Kanon jagt mir seit 20 Jahren Gänsehäute des Wohlbefindens über den Rücken. Was „Hejo, spann den Wagen an“ im Kleinen ist, ist bei „Morphine Child“ ganz großes Kino. Drei völlig verschiedene Melodien/ Texte setzen nacheinander ein und leben dann eine Weile nebeneinander/ miteinander/ durcheinander her und beschließen so auf fulminate und außergewöhnliche Weise einen vorher schon herausragenden Song. Ich kenne nur einen einzigen anderen Song mit Kanon im Metal und das ist „Chance“ (SAVATAGE – „A Handful Of Rain“ 1994). Unbedingt anhören:
Song: Morphine Child
Auch noch:
MEZARKABUL – Unspoken
2002: END OF GREEN – Songs For A Dying World

Die Göppinger Band kenne ich seit ihrem 10-Jahre-Jubiläumskonzert in der Halle in Reichenbach. Das war fett, lang und der Sekt floss in Strömen, auch fürs Publikum. Die Musik von END OF GREEN hat mich nie mehr losgelassen, ich kenne keine andere Band, in deren Depressionen ich stundenlang herumtauchen kann, um dann gesäubert herauszusteigen wie Phönix aus der Asche. Mein Lieblingsalbum ist „Songs For A Dying World“, ich kann meinen eigenen Depri einfach in der dunklen Brühe von Songs wie „Death In Veins“, „Motor“ oder „Only One“ zurücklassen. Und dann ist da noch das intensive, wunderbare „I Hate“. Ein Riff, ein paar Akkorde, dunkel, schwer, böse. Das baut sich langsam auf und wird immer größer, wabert elf Minuten lang durch den Raum, bis es zart ausklingt. Düstere Wintertage schreien nach „I Hate“.
Song: I Hate
Auch noch:
MOURNING BELOVETH – The Sullen Sulcus
2003: CHILDREN OF BODOM – Hate Crew Deathroll

Brutal, gnadenlos und wahnwitzig schnell: Beim ersten Hören von „Hate Crew Deathroll“ blieb mir buchstäblich die Spucke weg. Trotz aller Härte und Geschwindigkeit waren CHILDREN OF BODOM Meister der Melodien, aber anfangs dachte ich, das könne nur ein Fake sein und im Studio schneller gemacht. Oder nur bruchstückchenweise eingespielt. Denn wie sollte das sonst gehen? Live-Auftritte bewiesen: das ging doch, zumindest wenn man Alexi Laiho hieß. Er spielte ja nicht nur abartig schnell auf seiner Gitarre, auch die Vocals waren fast nicht mitzusingen, weil sich einem die Zunge verknotete. Und wie Alexi das alles auf einmal machte, dazu noch bangte, „Fuck“ rief, spuckte und zwischendurch gitarreschwenkend auf der Bühne unterwegs war, das war einfach unerklärlich. Er war nicht auf der Überholspur unterwegs, sondern mit Mach 3 auf der Rennbahn. R.I.P. Alexi! Mach mit Deiner Gitarre Himmel und Hölle unsicher!
Song: Lil‘ Red Ridin‘ Hood
2004: DISILLUSION – Back To Times Of Splendor

DISILLUSION sind unabhängig und großartig und deshalb gibt es auch keine Schublade für sie (Gottseidank!). „Back To Times Of Splendor“ ist ein außergewöhnliches Meisterwerk, ich habe lange gebraucht um Pfade, Felsbrocken und einzelne Blüten zu entdecken und möchte es aus meinem Leben nicht missen. Etwas ganz Besonderes!
Song: Back To Times Of Splendor
2005: SENTENCED – The Funeral Album

Bestimmt ist „The Cold White Light“ öfter in meinem Player rotiert, aber wichtiger ist mir „The Funeral Album“. Erstens haben die Finnen hier noch einmal alles ausgeschöpft, was sie jemals gelernt haben, zweitens schließt es den Kreis perfekt. Es verbreitet diese Endzeitstimmung, das Warten auf das Ende von SENTENCED. Für mich schloss sich der Sargdeckel in einer ungemütlich kühlen Wacken-Nacht, als SENTENCED ihr letztes Konzert in Deutschland gaben, dicke Tränen inclusive. Unglaublich, aber wahr: Ausgerechnet während „Where Waters Fall Frozen“ fiel ein eiskalter kurzer Regen! „End Of The Road“ ist einer der emotionalsten Abschiedssongs, die ich kenne, wenn auch auf die pragmatische finnische Art.
Song: End Of The Road
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Björn Gieseler 




























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