Eindhoven Metal Meeting 2018
Der ausführliche Festivalbericht

Konzertbericht

Billing: Kontinuum, Triptykon, Marduk, Sólstafir, Moonsorrow, Septicflesh, Shining, Urfaust, Necrophobic, Impaled Nazarene, Benediction, Archgoat, Desaster, Gama Bomb, Valkyrja, Wiegedood, Mortuary Drape, Fleshcrawl, Attic, Ketzer, Darvaza, Inhume, Slaegt, IXXI und Sisters Of Suffocation
Konzert vom 14.12.2018 | Effenaar, Eindhoven

Freitag, 14.12.18

Eindhoven, Freitag, 16:20 Uhr: Mit quietschenden Reifen fahren die Kollegen Mertens und Maronde vor, die nach halbem Arbeitstag und zweistündiger Autofahrt ins Nachbarland Holland einem straffen Zeitplan folgen. Schnell noch Bier einkaufen? Nicht doch, denn der musikalische Startschuss für das Eindhoven Metal Meeting 2018 ist mit KONTINUUM aus Island schon längst abgefeuert. Als aktueller Support für die SÓLSTAFIR-Tour konnten die Jungs noch kurz vor knapp einen der begehrten Plätze in dem Billing des Eindhoven Metal Meetings ergattern. Die musikalisch ähnlich zu ihren Landsleuten gepolte Band ist über die Jahre deutlich gereift, was sowohl das aktuelle Werk “No Need To Reason” wie auch der heutige Auftritt unterstreichen. Die SISTERS OF SUFFOCATION setzen anschließend auf die geballte Ladung Frauenpower (mit einem Hahn im Korb) und ein erstes Death-Metal-Ausrufezeichen.

Dass an diesem Wochenende nicht gekleckert, sondern geklotzt wird, machen spätestens die Schweden IXXI deutlich. Der Bereich vor der kleineren Stage ist zu früher Stund schon mehr als amtlich gefüllt und die Stimmung entsprechend ausgelassen. Songs der Marke “Rewards Of Ignorant Wrath” vom selbstbetitelten Debüt schwingen dazu erstmals die pechschwarze Keule. Bald dürfte dann aber auch mal neues Material kommen.

Weiter geht es mit den irischen Thrashern GAMA BOMB. Die spielen in der noch nicht vollständig gefüllten großen Halle im Effenaar auf und können die Anwesenden begeistern – nicht nur mit ihren speedigen Thrash-Nummern, sondern auch mit einer gesunden Portion Spielfreude und Humor. Frontmann Philly Byrne interpretiert Letzteres nicht zuletzt durch seinen wenig geschmackssicheren und quietschbunten Anzug.

Solch ein Kleidungsstück ist die Sache der Dänen SLÆGT nicht – die präsentieren sich düster, setzen eher auf Leder und viel Nebel. Vergeiche mit TRIBULATION sind nicht ganz von der Hand zu weisen – vor allem wenn Gitarrist Anders M. Jørgensen mit wehenden Tüchern und nackter (Hühner-) Brust über die Bühnenbretter tänzelt -, aber musikalisch ist das alles sehr stimmig. Anders als bei den Schweden ist die Musik von SLÆGT auch noch sehr viel Black-Metal-lastiger. Der gerechte Lohn: Reichlich Applaus von der Menge in der ziemlich gut gefüllten Nebenhalle “District 19”.

Galerie mit 11 Bildern: Slaegt - Eindhoven Metal Meeting 2018

Die deutschen Kult-Black-Thrasher DESASTER funktionieren nahezu auf jedem Festival. So auch in Eindhoven, wo die Fans in Scharen erschienen sind und die große Halle beachtlich gut füllen. Die mit neuem Schlagzeuger angetretenen Koblenzer liefern eine schmissige Setlist aus alten und neuen Nummern (“Sacrilege” bzw. “The Cleric’s Arcanum”). “Teutonic Steel”, “Satan’s Soldiers Syndicate” und “Metalized Blood” dürfen natürlich auch nicht fehlen. Mitsamt der enormen Spielfreude insbesondere von Gitarrenflitzefinger Infernal ein wahrlich gelungener Auftritt.

Galerie mit 28 Bildern: Desaster - Eindhoven Metal Meeting 2018

Gehen wir zurück in die kleine Halle, bleiben aber bei kultigen Pseudonymen: Infernal Destroyer, Sinner, Executor, Desecratör und Necroculto – das sind KETZER aus Bergisch Gladbach. Deren letzte Scheibe kam nicht nur bei uns eher mäßig an, aber live reißen sie immer noch ordentlich was. Wenn sich die fünf Jungs auf den Black/Thrash Metal ihrer ersten beiden Alben besinnen, brennt die Bühne. Nicht nur der in schwarzer Lederweste gekleidete Sänger Infernal Destroyer ist ein Aktivposten und schreit ordentlich ins Mikro. Auch seine Mitstreiter haben mächtig Bock und sind ständig in Bewegung. Das kommt gut und gut an.

Galerie mit 15 Bildern: Ketzer - Eindhoven Metal Meeting 2018

Kollege Maronde ist derweil auf dem Weg zurück in die große Halle – dort steht eine Zeitreise der besonderen Art an, die ihn in seine frühen Zwanziger zurückbefördert: “Transcend The Rubicon” von BENEDICTION feiert 25-jähriges, und der Death-Metal-Fünfer aus Birmingham hat seine Setlist immerhin etwas auf dieses Werk ausgerichtet. So dürfen weder “Unfound Mortality”, “Nightfear”, “I Bow To None” oder das annähernd zeitgleich veröffentlichte “The Grotesque” fehlen. Nicht nur das ist für die alten Säcke im Publikum ein Grund zur Freude – Sänger Dave Hunt erklärt die Bühne auch zur Partymeile für das Publikum: Auch wenn er nicht aktiv dazu aufrufen würde, dass die Zuschauer auf die Bühne kommen, sagt er da mit einem Grinsen, die Band werde aber auch nichts dagegen unternehmen. Und so sieht das Eindhoven Metal Meeting seinen ersten Stagediver. Noch ein Wort zu BENEDICTION: Die Band hat sich kürzlich mit dem neuen Bassisten Dan Bate verjüngt, und der fügt sich in die engagierte und bewegungsfreudige Leistung nahtlos ein. Und auch wenn es noch mehr “Transcend The Rubicon” hätte sein dürfen – das hat Spaß gemacht.

Galerie mit 14 Bildern: Benediction - Eindhoven Metal Meeting 2018

Vom Death Metal der alten Schule hin zu WIEGEDOOD, einer der derzeit angesagtesten Bands im extremen Bereich, was sich auch am großen Zuspruch auf dem Eindhoven Metal Meeting zeigt. Trotz offensichtlicher, nicht unmittelbar zu lösender Probleme beim Soundcheck gehen die Lichter mit leichter Verzögerung aus. Die Soundprobleme bleiben, entfachen in dem belgischen Trio aber zusätzliche Aggressivität, die auch den Songs zugutekommt. Mit unfassbarer Geschwindigkeit knüppeln sich die der Church of Ra angehörigen Musiker kompromisslos durch die überlangen Songs (u.a. “Ontzielling”). Die vereinzelt eingestreuten Melodien sorgen für das nötige Seelenbalsam. Intensiv!

Galerie mit 9 Bildern: Wiegedood - Eindhoven Metal Meeting 2018

Die Szenen, die sich nach dem Gig am Ausgang abspielen sind ebenfalls intensiv, allerdings vielmehr negativer Art: Die Kapazität der kleinen Halle gerät an ihre Grenzen, jedoch steht nur ein einziger Ausgang zur Verfügung, der ebenfalls als Einlass für Fans der nachfolgenden Band genutzt wird. Nichts geht mehr vor oder zurück, sodass Kollege Mertens im Gedränge so manch angst- und panikerfülltes Gesicht sichtet. Glücklicherweise haben die Veranstalter später darauf reagiert und zur Leitung des Publikumverkehrs ein paar Secus an diesen Eingang abgeordnet. Allerdings bleibt es dabei, dass es gerade auf den Gängen, in denen die Merchtische aufgebaut sind, übervoll ist.

Zurück zur Musik, bleiben wir bei Belgien: Auch die nachfolgenden POSSESSION stammen aus dem Benelux-Staat, zelebrieren ihren Black Metal jedoch deutlich traditionsbewusster: Corpsepaint, Kerzenständer und duftende Rauchschwaden geben die Richtung vor. Davon abgesehen liefert das Quintett musikalisch einen wilden Höllenritt ab, der neben Blast auch Groove bereithält. Teuflisch gut und unbedingt vormerken!

Oben in der großen Halle sorgen die Finnen MOONSORROW mit ihrem Folk Black Metal für Gänsehaut: Die Songs sind nicht nur episch, sondern auch sehr melodiös, was nicht zuletzt dadurch unterstrichen wird, dass die halbe Band die Chöre mitsingt – und die Menge würde es ebenfalls tun, wenn nicht die finnischen Texte so schwierig zu merken wären… Apropos Band: Henri “Trollhorn” Sorvali ist live zwar selten mit dabei, übernimmt am heutigen Abend aber den Bass von seinem Cousin Ville, der sich ganz auf die Rolle des Frontmanns konzentriert. Zwar sind dessen Ansagen eher finnisch zurückhaltend, aber ungemein sympathisch. Musikalisch ist das Set vor allem auf das letzte Album “Jumalten Aika” ausgerichtet, aber da die Band ja eigentlich nur auf hochklassige Veröffentlichungen zurückgreifen kann und jenes mit dazugehört, ist das ja nichts Schlechtes.

Galerie mit 18 Bildern: Moonsorrow - Eindhoven Metal Meeting 2018

Wo Possession an derselben Stelle zuvor schon amtlich geräuchert haben, schicken URFAUST nun die volle Breitseite hinterher. Die gesamte Bühne ist mit Kerzenständern und Räucherschalen ausgerüstet, sodass während des Auftritts sogar Bühnenpersonal einzig und allein dafür Sorge tragen soll, im Notfall mit dem Feuerlöscher eingreifen zu können. Aufgrund des Heimspiels für die Band wurde im Vorfeld eine besondere Show angekündigt, die jedoch erst einmal mit Problemen beim Soundcheck beginnt, wodurch wertvolle Zeit verloren geht. Anschließend begeben sich Sänger/Gitarrist IX und Schlagzeuger VRDRBR zusammen mit den ersten Reihen zu den Klängen von “Die Kalte Teufelsfaust” und “Unter Töchtern Der Wüste” auf den Weg zu außerweltlichen Bewusstseinszuständen. Komplett überspringen möchte der Funke am heutigen Abend aber nicht, und auch das entstaubte Mellotron (anscheinend das Special-Show-Element) kommt aufgrund der fehlenden Zeit leider nicht mehr zum Einsatz.

Galerie mit 6 Bildern: Urfaust - Eindhoven Metal Meeting 2018

Während Kollege Mertens bei URFAUST das Mellotron vermisst, hat sich Kollege Maronde bei den Post-Rockern SÓLSTAFIR in der ersten Reihe (aka Bühnengraben) postiert. Die Isländer agieren ja schon mal jenseits von Gut und Böse, und als Bassist Svavar mit Sonnenbrille auf der Bühne erscheint, lässt das eine fahrige Performance befürchten – aber nichts dergleichen: Die Band ist gut aufgelegt, souverän, und der Funke springt sofort über. Da kreisen die Köpfe im Publikum schon während des Eröffnungshattricks „Náttfari“, „78 Days In The Desert“ und „Köld“, während die Band auf der Bühne um die Wette post und Gitarrist Sæþór seine geschmackvollen Schlangenleder-Boots auf der Monitorbox präsentiert. Aber das sind nur Nebensächlichkeiten, denn SÓLSTAFIR überzeugen mit einem gelungenen Auftritt und einer guten Songsauswahl aus (fast) ihrer gesamten Diskografie.

Galerie mit 11 Bildern: Sólstafir - Eindhoven Metal Meeting 2018

Statt auf stilvolles Schuhwerk legen CARNATION vielmehr Wert auf ausreichend Blut zu ihrem Death Metal. Hier werden Klischees en masse bedient und das Gaspedal mehr als ordentlich durchgetreten. Beim Einordnen der Band auf der Landkarte sollte der Finger definitiv über Skandinavien kreisen, ehe ein Blick in die Biographie verrät, dass es sich bei den Jungs um Belgier handelt. Die Gitarren braten im besten Schwedentod-Stile und Songtitel wie “Necromancer” sprechen eine eindeutige Sprache.

Pünktlich zur Geisterstunde ziehen SEPTICFLESH den Härtegrad auf der großen Bühne im Effenaar nochmal an. Der äußerst ausgeprägte Bombast ist mittlerweile fester Bestandteil im Sound der in der Vergangenheit unter dem Namen SEPTIC FLESH (mit Leerzeichen) aktiven Band. Leider kommt dieser vom Band, jedoch weiß das Quartett damit geschickt umzugehen und hält die Spannung mit reichlich Posen über den gesamten Auftritt aufrecht. Die Setlist mit u.a. “The Vampire from Nazareth”, “Pyramid God” und “Anubis” entspringt ausschließlich neueren Veröffentlichungen, was der mitunter ekstatisch mitgehenden Menge gerade recht kommt. Aufgrund der fortgeschrittenen Zeit lichten sich die hinteren Reihen jedoch auch zunehmend, schließlich steht noch ein weiterer Tag auf dem Eindhoven Metal Meeting 2018 bevor.

Galerie mit 18 Bildern: Septicflesh - Eindhoven Metal Meeting 2018

Die letzten Hartgesottenen finden sich für die finale Abreibung am heutigen Tage bei INHUME in der kleine Halle ein. Ohne intellektuell große Sprünge machen zu wollen, bolzen die Niederländern auch die noch verbliebenen Tropfen Energie aus den übrig gebliebenen Besuchern. Gute Nacht!

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15.01.2019

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