Eindhoven Metal Meeting 2018
Der ausführliche Festivalbericht

Konzertbericht

Billing: Kontinuum, Triptykon, Marduk, Sólstafir, Moonsorrow, Septicflesh, Shining, Urfaust, Necrophobic, Impaled Nazarene, Benediction, Archgoat, Desaster, Gama Bomb, Valkyrja, Wiegedood, Mortuary Drape, Fleshcrawl, Attic, Ketzer, Darvaza, Inhume, Slaegt, IXXI und Sisters Of Suffocation
Konzert vom 14.12.2018 | Effenaar, Eindhoven

Samstag, 15.12.18

Am zweiten Tag des Eindhoven Metal Meetings werden beide Bühnen von niederländischen Bands eröffnet. Inwiefern dies bewusst so gelegt wurde, ließ sich bis Redaktionsschluss nicht abschließend klären. Fest steht jedoch, dass sowohl die Stoner-Jungs von OFFERBLOK auf der kleinen und IZEGRIM mit ihrem vom Thrash beeinflussten Death Metal auf der großen Bühne dem Effenaar und auch den bereits anwesenden Besucher wieder etwas Leben einhauchen.

DARVAZA spucken anschließend Gift und Galle. Das internationale Projekt um Omega (u.a. BLUT AUS NORD) und Wrath (u.a. BEHEXEN) erfreut sich trotz erst dreier EP-Veröffentlichungen großen Interesses und dies nicht ohne Grund: Ob nun “A Hanging Sword”, “Towards The Darkest Mystery” oder der Abschluss mit “The Silver Chalice”, hier hat alles Hand und Fuß.

Weniger für Gift und Galle als vielmehr für soliden Death Metal alter Schule stehen FLESHCRAWL aus Bayern. Die haben zwar in den letzten Jahren eher kleckerweise neues Material veröffentlicht, sind live aber nach wie vor mächtig: Da gibt es fette Riffs, eine gekonnte Leistung an den Instrumenten und mit Sven Gross einen souveränen Grunzer. Eine großartige Show braucht es da nicht: Songs vom Schlage “As Blood Rains From The Sky” funktionieren auch so. Kopf ausschalten, bewegen, abbangen – das sieht auch die Menge so.

Galerie mit 13 Bildern: Fleshcrawl - Eindhoven Metal Meeting 2018

Aktuell mit u.a. MARDUK auf Tour (die noch im weiteren Tagesverlauf gesetzt sind), präsentieren sich ATTIC direkt zu Beginn ihres Sets perfekt eingespielt. Davon profitiert der flotte Opener “Sanctimonious”, welcher durch seine erfrischende Mischung aus traditionellem Heavy Metal und Black Metal auch live brilliert. Der Falsett-Gesang von Meister Cagliostro mag anfänglich zwar gewöhnungsbedürftig sein, verleiht der Band aus dem Ruhrpott jedoch ein markantes Alleinstellungsmerkmal. Auch die Gestaltung der Bühne liegt der jungen Truppe am Herzen: Zahlreiche Banner und Kerzen untermalen die teils sakrale Atmosphäre. Das Kruzifix, mit dem Meister Cagliostro zwischenzeitlich rumhantiert, wird aber selbstredend umgedreht vorm Schlagzeug positioniert. Mit “The Hound Of Heaven”, “Dark Hosanna” und “There Is No God” konzentriert sich die Songauswahl auf die aktuelle Veröffentlichung, doch ohne den Rausschmeißer “The Headless Horseman” geht auch heute nichts.

Galerie mit 16 Bildern: Attic - Eindhoven Metal Meeting 2018

Ebenfalls angesagt, musikalisch jedoch gänzlich anders zu verorten, sind HARAKIRI FOR THE SKY. Die Österreicher umschmeicheln die geschundene Innenwelt mit reichlich Melodie. Die Band lädt zum Träumen ein, weiß aber auch, wann die Zügel wieder anzuziehen sind. Sänger J.J. hält sich während des gesamten Auftritt gerne im hinteren Teil der Bühne auf, was von der Instrumentalfraktion durch reichlich Stageacting aufgefangen wird. Neben Stücken vom aktuellen Album “Arson” gibt es mit “Lungs Filled With Water” auch einen Song vom Debüt. Mitsamt der stimmigen Lichtershow eine gelungene Abwechslung im ansonsten nahezu durchweg derben Billing.

Galerie mit 18 Bildern: Harakiri For The Sky - Eindhoven Metal Meeting 2018

Statt Harakiri steht Kollege Maronde der Sinn nach anderem Tod: In der kleinen Halle spielen DEAD HEAD aus Friesland auf – und das sogar im Original-Line-Up von vor 30 Jahren. Das ist souverän gezockter Thrash/Death Metal, allerdings ohne die ganz großen Licht- oder Showeffekte. Vielmehr steht der Auftritt wie bei einem Klassentreffen unter dem Motto “Schön, dass wir uns mal wiedergesehen haben”. Das muss in diesem Fall genügen.

Galerie mit 11 Bildern: Dead Head - Eindhoven Metal Meeting 2018

Gern gesehene Gäste sind VALKYRJA aus Schweden: Die geschminkten Finsterbuben haben bereits 2011, 2014 und 2016 auf dem Eindhoven Metal Meeting gezockt, und dass sie für die Veranstalter eine sichere Bank sind, zeigt auch ihr heutiger Auftritt. Nieten und Nebel gehören zu den Zutaten des Quartetts um den Bassisten und (mittlerweile auch) Sänger S. Wizen, und das Ganze ergibt eine Atmosphäre des Todes und der Verwesung.

Galerie mit 9 Bildern: Valkyrja - Eindhoven Metal Meeting 2018

Spätestens seit der Veröffentlichung von “Mark Of The Necrogram” sind NECROPHOBIC wieder mit von der Partie im Black/Thrash/Death-Zirkus. An der Livefront waren die Schweden davon abgesehen aber schon immer unschlagbar. Der Titeltrack des aktuellen Albums eröffnet den Reigen, danach gibt’s mit “Before The Dawn” direkt den ersten Klassiker vom kultigen Debüt “The Nocturnal Silence”. Ohnehin besticht die Setlist durch eine geschmackssichere Auswahl aus nahezu der gesamten Schaffensphase der Band. Bandgründer und Schlagzeuger Joakim Sterner fehlt krankheitsbedingt und wird durch Matte Modin (u.a. FIRESPAWN, ex-DARK FUNERAL) ersetzt. Dem Auftritt der Band schadet dies in keinster Weise: Die Band legt eine Spielfreude an den Tag, von der sich andere Bands gleich mehrere Scheiben abschneiden dürften. Den Abschluss besorgen “Blinded By Light” und das unsterbliche “The Nocturnal Silence”. Mehr davon!

Galerie mit 39 Bildern: Necrophobic - Eindhoven Metal Meeting 2018

Nicht minder finster gehen ARCHGOAT zu Werke: Stilecht mit makabrem Corpsepaint bepinselt mörtelt sich das Trio durch ihr Set aus blasphemischen Nummern. Dass bei aller Primitivität die Abwechslung auf der Strecke bleibt stört hier und heute niemanden. Passend dazu ist auch der Sound äußerst roh, dabei aber auch erstaunlich differenziert. Einzig der im Hintergrund postierte und ohne Leichenbemalung daherkommende “Keyboarder” fügt sich nicht so recht ins Gesamtbild ein.

Unterdessen treibt Niklas Kvarforth von SHINING in der großen Halle sein Unwesen. Die Whiskey-Flasche stets griffbereit, wird gestikuliert und gespuckt, was das Zeug hält. Kollege Mertens erregt schließlich die Aufmerksamkeit des ausfälligen Frontmanns, weil er kurz grinsen muss – und sucht nicht zuletzt aufgrund des schmalen Fotograbens und der Nähe zum Bühnenrand schnell das Weite. Sicher ist sicher. Der eine oder andere übrig gebliebene wird kurze Zeit später “Opfer” der charmanten Flirtversuche von Niklas. Abseits dieser mittlerweile zu Showelementen verkommenen Verhaltensauffälligkeiten liefert die Band ebenfalls gewohnt souverän ab. Angefangen beim aktuellen “Svart Ostoppbar Eld” wird vornehmlich neueres Songmaterial präsentiert. Eine Ausnahme markiert hierbei “Låt Oss Ta Allt Från Varandra“, welches für etwas mehr Bewegung vor der Bühne sorgt.

Galerie mit 15 Bildern: Shining - Eindhoven Metal Meeting 2018

Auf der kleinen Bühne zeigt ex-W.A.S.P.-Rüpel Chris Holmes, dass der Name seiner neuen Combo nicht von ungefähr kommt: CHRIS HOLMES MEAN MAN ist denn so etwas wie Ansage und Programm zugleich, wenngleich die Musik des mittlerweile 60-jährigen Gitarristen ziemlich melodisch und gemäßigt daherkommt.

Zurück in der großen Halle und Zeit für den Headliner des zweiten Tages! Und würden TRIPTYKON dieser Position nicht schon mit Leichtigkeit gerecht werden, sind die Düsterheimer mit einem speziellen Set angetreten: Der Auftritt steht ganz im Zeichen von CELTIC FROST, der ehemaligen Band um TRIPTYKON-Mastermind Tom G. Warrior, der auf diese Weise auch dem Tod des früheren Bassisten Martin Eric Ain gedenken möchte. Bei einer Reihe ausgewählter Shows werden ausschließlich Songs der Kult-Formation gespielt. So auch auf dem Eindhoven Metal Meeting, welches den brachialen Nummern mit spürbarer Spannung entgegenfiebert. “Procreation (Of The Wicked)” legt ohne zu Zögern einen Auftakt nach Maß hin und überzeugt – auch aufgrund der drückenden Lautstärke – durch seine unbarmherzige Schwere. “Circle Of Tyrants” erschüttert kurze Zeit später das gesamte Effenaar und löst den ein oder anderen Nackenwirbel. Die Musiker wirken, trotz ihres teils exzessiven Mitgehens, den gesamten Auftritt über erstaunlich unnahbar, was den Auftritt auch zusammen mit der kalten Lichtershow zu einem intensiven Gesamterlebnis werden lässt. “Dethroned Emperor” und “Synagoga Satanae” runden eine durchweg erhabene Performance dieser Ausnahmeerscheinung ab!

Galerie mit 14 Bildern: Triptykon - Eindhoven Metal Meeting 2018

Zeitgleich mit TRIPTYKON stehen in der kleinen Halle IMPALED NAZARENE auf der Bühne – und die haben zur Feier des Tages eine spezielle “Suomi Finland Perkele”-Setlist mitgebracht. Das bedeutet: Die Finnen spielen das 1994er-Album von A bis Z, vom “Intro” bis hin zu “The Oath Of The Goat”. Das ist natürlich in gewisser Weise vorhersehbar, und Mika Luttinens Ansagen beschränken sich beispielsweise auf ein “The next song – guess what!?”. Apropos “stehen auf der Bühne”: Der Aktionsradius der Finnen ist wirklich minimal, aber musikalisch hinterlässt die Band eine Spur der Verwüstung. Und da “Suomi Finland Perkele” weder auf Platte noch heute mehr als eine halbe Stunde füllt, wird ordentlich aufgefüllt: Mit Songs vom Debüt “Tol Cormpt Norz Norz Norz”, mit “1999: Karmageddon Warriors”, mit “Armageddon Death Squad”. Die Menge ist’s zufrieden, und zum Schluss kann sich Mika Luttinen ein Grinsen nicht verkneifen: “Show me your middle fingers!” Läuft!

Galerie mit 14 Bildern: Impaled Nazarene - Eindhoven Metal Meeting 2018

Noch länger als die immerhin schon im Jahr 1990 gegründeten IMPALED NAZARENE existieren MANDATOR. Neues Material gibt es von den Speed-Thrashern seit der Reunion 2016 aktuell leider noch nicht, dementsprechend stellt der Aufritt einen reinen Nostalgie-Trip dar. Sei’s drum, “Initial Velocity” und “Perfect Progeny” versprühen auch heute noch ordentlich Charme, auch wenn der Sänger nicht immer klar im Sound auszumachen ist.

Den Kampf zwischen Mikro und Sänger würde Frontmann Mortuus der nachfolgenden MARDUK mit Sicherheit für sich entscheiden. Mit einer unbändigen Aggressivität betritt das schwedische Quartett um kurz nach Mitternacht als letzte Band die große Bühne des Eindhoven Metal Meetings 2019. Die Kompromisslosigkeit zeigt sich auch in der Songauswahl: “Panzer Division Marduk” mit dem sich nahtlos anschließenden “Baptism By Fire” ist schon mehr als nur ein kleines Flakgeschütz, was von den Herren aufgefahren wird. Und MARDUK zeigen, dass auch in diesem Sperrfeuer Abwechslung möglich ist: Die Songauswahl berücksichtigt gleich zehn der vierzehn erschienenen Alben des Kampftrosses. Auf der Bühne umher wabernder Nebel untermalt die bedrohliche Atmosphäre perfekt, sodass die ansonsten statische Performance nicht weiter ins Gewicht fällt. Ein abschließendes Dankeschön seitens der Band gibt es selbstredend nicht, was bei der zuvor offenbarten musikalischen Kriegserklärung vermutlich auch fehl am Platze gewesen wäre.

Galerie mit 22 Bildern: Marduk - Eindhoven Metal Meeting 2018

Viel kommen kann nach diesem Abriss nicht mehr wirklich und so wird MORTUARY DRAPE dann auch die Ehre der letzten Band des Festivals zuteil. Musikalisch schon seit über 30 Jahren in ihrer eigenen Welt aus recht ursprünglichem Black und Death Metal unterwegs, zeigen sich die Italiener in ihrer feinsten Garderobe. Ob die Umhänge der beiden Gitarristen und das Rednerpult von Sänger DC wirklich notwendig oder doch eher albern sind, bleibt dahingestellt. Fest steht allerdings, dass sich auch zu später Stunde noch die letzten unermüdlichen Besucher in der kleinen Halle einfinden, um den Abschluss des Eindhoven Metal Meetings 2019 gebührend zu feiern.

Eindhoven Metal Meeting 2019 - first bands announced

So geht das Jahr 2019 mit einem lauten und heftigen Knall zu Ende. Waren die Auftritte musikalisch durchweg auf der Höhe, sollten sich die Organisatoren zukünftig jedoch um die Auslastung des Veranstaltungsortes bzw. notwendige Kapazitätsbeschränkungen Gedanken machen. Dass es weiter geht, lässt sich schon jetzt sagen: Mit TAAKE, KAMPFAR, MÖRK GRYNING und BODYFARM wurden bereits die ersten Bands für die kommende Ausgabe bestätigt.

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15.01.2019

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