Eindhoven Metal Meeting 2022
Der Festivalbericht

Konzertbericht

Billing: My Dying Bride, Suffocation, Rotting Christ, Unleashed, Ancient, Mgla, Benediction, Legion Of The Damned, Nightfall, God Dethroned, Misþyrming, Chapel Of Disease, Schirenc Plays Pungent Stench, Gutalax, Saor, Suicidal Angels, Carnation (BE), Djerv, Angelus Apatrida, Wolvennest, Ultha, Stallion, Antropomorphia, The Monolith Deathcult, Ulcerate, Beaten To Death, Final Breath, Slaughterday und Bloodphemy
Konzert vom 09.12.2022 | Effenaar, Eindhoven

Pflichttermin in Holland: Nach zwei Jahren Zwangspause heißt es Mitte Dezember wieder rhetorisch „Eindhoven Metal Meeting, are you with us?“ Dieses Jahr lockt das EMM mit MY DYING BRIDE, MGŁA, BENEDICTION, UNLEASHED und SUFFOCATION. Wir haben die Nackenmuskeln vorgewärmt, um uns für Euch ins Getümmel zu stürzen.

Freitag, 09.12.2022

Das Eindhoven Metal Meeting 2022 lockt – und traditionell sind Zweitagesfestivals eine gewisse Herausforderung, wenn man neben der Anreise noch einen halben Arbeitstag unterbringen muss. Also zündet unser Autor Eckart Maronde den Turbo, um freitags rechtzeitig vor dem Feierabendverkehr in Nordbrabant anzukommen.

Kein leichtes Unterfangen, und trotz heißer Reifen und eines ruinösen Durchschnittsverbrauchs ist der Holländer-Doppelpack BLOODPHEMY und THE MONOLITH DEATHCULT bereits vorbei, und die deutschen Death-Thrasher FINAL BREATH atmen ein letztes Mal tief durch, als das Effenaar in Sichtweite kommt. Ein kastiges Gebäude mit markanten Außentreppen in der Nähe der Bahnlinie – und damit sind Anreise- bzw. Parkmöglichkeiten nicht weit entfernt.

Zeit, selbst einmal tief durchzuatmen und die Facilities zu checken. Wie gewohnt findet das Eindhoven Metal Meeting auf beiden Bühnen im Effenaar statt, wo die Bands wechselweise auftreten. Die kleine Bühne befindet sich auf der Eingangsebene, während die Hauptbühne im großen Konzertsaal über zwei steile Treppen zu erreichen ist (wo es, trotz eines gewissen Pegels bei einigen Anwesenden, zu erstaunlich wenig Komplikationen kommt).

Obwohl das EMM dieses Jahr wieder ausverkauft ist, gibt es diesmal aber weniger Gedränge vor und zwischen den Bühnen. Das heißt: Die im wahrsten Wortsinn atemberaubenden Szenen, die wir beim Eindhoven Metal Meeting 2018 erlebten, wiederholen sich heuer nicht. Das Festival hat komplett auf bargeldlosen Zahlungsverkehr umgestellt, weshalb man Schließfächer vorab über eine Website buchen muss. Irgendwie klappt das mit der Kreditkartenverifikation aber nicht, weswegen die Jacke bei knappen Minusgraden dann halt im Auto bleiben muss. Dafür lässt sich das Bier bequem per EC-Karte bezahlen – die Kaltgetränke sind mit 2,50 bis 2,80 EUR für einen kleinen Becher allerdings kein Schnapper. Also rein ins Getümmel, und los geht’s im großen Saal!

Auf der großen Bühne spielen CHAPEL OF DISEASE und bieten progressiven, post-rockigen Death Metal, der bereits auf Platte Größe zeigte und nun im Zusammenspiel mit der eindrucksvollen Lichtshow Wirkung erzielt. Die Songs haben viele instrumentale Phasen, bei denen sich die Musiker immer wieder zunicken. Am Bass hilft heute übrigens KETZER-Gitarrist Chris „Sinner“ aus. Einen Sonderpreis für das geschmackssicherste Schuhwerk bekommt heuer übrigens Frontmann Laurent Teubl für seine vermutlich handgenähten mittelbraunen Chelsea-Boots.

Sonderpreis für das geschmackssicherste Schuhwerk: Chapel Of Disease @ EMM 2022

Ein kurzer Abstecher führt auf die kleine Bühne zu den Holländer-Metzgern ANTROPOMORPHIA. Deren erbarmungslose Brutalität (so die Übersetzung des Titels ihres letzten Albums „Merciless Savagery“) erntet im Publikum durchaus Zustimmung – jedenfalls fliegt dort die eine oder andere Matte.

Die angekündigten Spielzeiten lassen aber kaum Zeit durchzuatmen, also schnell wieder die steilen Treppen hinauf in den großen Saal, wo ihre Landsleute GOD DETHRONED erst einmal die Kreuze auf den Kopf stellen. Richtig, denn Henri Sattler & Co. stehen auch dreißig Jahre nach dem Debütalbum „The Christhunt“ immer noch nicht für besonders gottgefällige Musik – und passend dazu zieren zwei große umgedrehte Kreuze links und rechts die große Bühne.

Galerie mit 8 Bildern: God Dethroned - Eindhoven Metal Meeting 2022

Musikalisch ist der Auftritt eine runde Sache, und zwischen den wahlweise niederländischen und englischen Ansagen tummeln sich Favoriten, wie „Nihilism“, „Villa Vampiria“ oder „Boiling Blood“. Dank u wel! Drummer Frank Schilperoort legt hinter seinem Kit eine besonders engagierte Performance hin, und während Frontglatze Henri Sattler eins seiner Chaos-Soli spielt, steigen Bassist Jeroen Pomper und Gitarrist Dave Meester aufs Drumpodest und kabbeln sich. Ergo: Eine gelungene Vorstellung der Death-Metal-Veteranen, und geht es nach dem Publikum, darf es ruhig noch mehr aus dieser Richtung sein.

Setlist
Under A Darkening Sky
Villa Vampiria
Soul Sweeper
No Man’s Land
Asmodevs
Christ Carnage
Hordes Of Lucifer
Illuminati
Serpent King
Boiling Blood
Poison Fog
Nihilism
Hating Life
On The Wrong Side Of The Wire

Gewissensbisse: Während STALLION zeitgleich mit GOD DETHRONED auftreten, beginnen ANGELUS APATRIDA nur zehn Minuten, bevor ROTTING CHRIST im großen Saal ihren okkulten Potpourri aus aller Welt zelebrieren. Also bleiben. Die Bühne ist in blaues Licht gehüllt, als die Griechen zu den getragenen Klängen und mächtigen Drums von „Hallowed Be Thy Name” die Szenerie entern.

Galerie mit 20 Bildern: Rotting Christ - Eindhoven Metal Meeting 2022

Und nachdem auch die Mikrofonprobleme beim Frontmann behoben sind, drehen Sakis und Co. beim rhythmischen „Kata Ton Daimona Eaytoy“ richtig auf: Links der dynamische Bassist Kostas, der sich immer wieder über den Bühnenrand hinaus streckt, rechts Lead-Gitarrist Kostis, der seinen Kopf keinen Moment still hält. ROTTING CHRIST setzen auf eine bunte Setlist, die auch alte Favoriten wie „King Of A Stellar War“ und „Non Serviam“ berücksichtigt. Das sorgt von Beginn an für Jubel für die ordentlich verhallten Beschwörungen, die bis hin zur Besessenheit dargeboten werden. Feine Sache.

Setlist
Hallowed Be Thy Name
Kata Ton Daimona Eaytoy
Fire, God And Fear
dub-sag-ta-ke
Apage Satana
Elthe Kyrie
Demonon Vrosis
King Of A Stellar War
Non Serviam
In Yumen-Xibalba
Grandis Spiritus Diavolos

Im Anschluss sorgen die Neuseeländer ULCERATE auf der kleinen Bühne für feinstes Geknüppel. Und sind mit ihrem technisch anspruchsvollen Death Metal das komplette Gegenprogramm zu dem, was im großen Saal kommen sollte.

Und MY DYING BRIDE setzen mit den ersten Tönen erst einmal ein Statement: „Your River“ vom zweiten Album „Turn Loose The Swans“ sorgt jedenfalls mit seinen Gitarrenriffs direkt für wohlige Schauer, gleichzeitig aber auch den Drang mitzunicken. Und auch sonst steht der Auftritt für große Gefühle, auch wenn diese nur im besten Fall Melancholie heißen, häufiger jedoch Schmerz und Verzweiflung. Sänger Aaron Stainthorpe hat sich die Hände mit Tribals bemalt – oder sind das nicht eher Wundmale? Jedenfalls windet er sich wie gewohnt und leidet seine Texte noch ein zweites Mal mit.

Galerie mit 32 Bildern: My Dying Bride - Eindhoven Metal Meeting 2022

Die Lichtshow ist grandios, die Musik eindrücklich: Die beiden Gitarristen und Bassistin Lena Abé sorgen für ein metallisches Grundgerüst, während Keyboarder Shaun Macgowan immer wieder die Geige in die Hand nimmt und verzweifelte Farbtupfer setzt. Mit The Cry Of Mankind”, “She Is The Dark” und “Turn Loose The Swans” setzen die Briten zudem einen großartigen Dreierpack aus dem ersten Jahrzehnt an den Schluss. Gänsehaut garantiert.

Setlist
Your River
Your Broken Shore
Like Gods Of The Sun
The Wreckage Of My Flesh
To Shiver In Empty Halls
The Cry Of Mankind
She Is The Dark
Turn Loose The Swans

Schnell noch für ein paar Minuten runter in den kleinen Saal, wo SCHIRENC plays PUNGENT STENCH aufspielen. Die Österreicher hatten ja immer die kultigsten Titel, unter denen sie ihre Death-Metal-Schweinereien verkauften: „Club Mondo Bizarre“ for Members Only. Hier sorgen aber Martin Schirenc und seine zwei Mitstreiter ganz ohne Einlasskontrolle dafür, dass sich die Mienen schnell aufhellen.

Noch ein Kontrastprogramm, denn MGŁA verdunkeln das Effenaar ganz schnell wieder – nur eben im großen Saal. Die Bühne ist in blaues Licht getaucht, und nur langsam schälen sich die vier Musiker aus den Nebelschwaden: Vier Gestalten in engen Jeans, in Lederjacke, mit Kapuzen auf dem Kopf und einer Komplettvermummung vor dem Gesicht.

Galerie mit 17 Bildern: Mgla - Eindhoven Metal Meeting 2022

Nach einem dräuenden Intro mit Rückkopplungseffekten legen die Polen los: Technisch anspruchsvoll, spielerisch perfekt. Der Drummer zirbelt immer wieder auf den Becken, was ex-SINISTER-Drummer Toep Duin, der neben mir steht, langsam in Stimmung versetzt (während seine Bekannte bereits vollends eskaliert). Die Leute gehen gut ab, und die Polen liefern eine Wall Of Sound, die keine Widerrede zulässt – und zum Schluss abrupt endet.

Setlist
Age Of Excuse II
Exercises In Futility I
Exercises In Futility IV
Mdłości II
Age Of Excuse V
With Hearts Toward None I
Age Of Excuse IV
Exercises In Futility II
Exercises In Futility V
Age Of Excuse VI

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25.01.2023

- Dreaming in Red -

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