Behemoth
The Unholy Trinity Tour 2025

Konzertbericht

Billing: Behemoth, Satyricon und Rotting Christ
Konzert vom 06.04.2025 / 16.04.2025 | Columbiahalle / Schlachthof, Berlin / Wiesbaden

Bericht: Sabine Langner & Oliver Schreyer (Berlin), Patrick Olbrich (Wiesbaden)
Fotos: Andrea Friedrich (Berlin)

Unter dem Banner der “Unholy Trinity” laden BEHEMOTH, SATYRICON und ROTTING CHRIST am heiligen Sonntag zu einer gepflegten antichristlichen Serenade in die Berliner Columbiahalle ein. Und nicht wenige folgen dem Ruf. Das Konzert ist zwar nicht ausverkauft, aber für höllische 66,60 € doch sehr gut besucht.

Heute gibt es keine Vorbands, sondern quasi drei Headliner. Der Spielplan ist strikt und so legen ROTTING CHRIST pünktlich fünf vor acht los. Die Griechen haben gerade ihr aktuelles Live-Album „35 Years Of Evil Existence – Live In Lycabettus“ veröffentlicht und damit wohl jedem Fan die Tour noch einmal schmackhaft gemacht. Sakis und Co. sind auch heute Abend eine verlässliche Bank und reißen als Opener alles ab.

Old-School-Setlist mit typischen Trademarks

Ihr Repertoire ist insgesamt old-school-lastig, wobei man dem 2013er Werk „Κατά τον δαίμονα εαυτού“ mit vier von neun Songs große Bedeutung beimisst. Vom aktuellen Longplayer findet lediglich die Singleauskopplung „Like Father, Like Son“ ihren Weg auf die Setlist. „Non Serviam“ vom gleichnamigen zweiten Album geht dann weit in die Bandgeschichte zurück, zeigt aber auch, wie sich die Band ihre typischen Trademarks bewahrt. Ganz im Gegensatz zum Songtitel „dienen“ die Fans aber gerne und folgen gehorsam Sakis‘ Animationsaufrufen. Ein ROTTING CHRIST-Auftritt ohne den von Tolis geschrieben THOU ART LORD-Track „Societas Satanas“ ist mittlerweile undenkbar und so sorgt die Nummer auch heute wieder für enthusiastisch kreisende Köpfe. Trotz gewisser Schnittmengen merkt man, dass das Gros der Anwesenden die Halle nicht primär der Griechen wegen bevölkert. Aber die dennoch nicht zu verachtende Fanbase hält treu die Flagge des Hellenic Black Metal hoch und lässt das Quartett nicht eine Sekunde im Stich. Mit „Grandis Spiritus Diavolos“ endet ein kurzweiliger Gig, der einmal mehr zeigt, wie stark die Band live ist und einfach immer überzeugt. Im wahrsten Sinne ein grandios-teuflischer Auftakt.

Setlist ROTTING CHRIST:

666
P’unchaw Kachun – Tuta Kachun
Fire, God And Fear
Kata Ton Daimona Eaytoy
Like Father, Like Son
Elthe Kyrie
Non Serviam
Societas Satanas
Grandis Spiritus Diavolos

Galerie mit 30 Bildern: Rotting Christ - The Unholy Trinity Tour 2025 in Berlin

Eine Flagge – nicht nur im übertragenen Sinne – schwenkt SATYRICON-Fronter Satyr mit großer Geste beim Einmarsch der norwegischen Black-Metal-Legende. Natürlich ziert ein umgedrehtes Kreuz die Fahne. Was sonst. Lange war es ruhig um die Band. Außer dem Instrumentalalbum zur Edvard-Munch-Ausstellung in Oslo hat man von den Norwegern nicht mehr viel gehört und gesehen. Umso erfreulicher, dass SATYRICON Teil des diabolischen Triumvirats sind und uns mit „Diabolical Now“ gleich mal den ersten passenden Knaller um die Ohren hauen.

Der Bühnenaufbau setzt die Show mit Lichtorgeln sowie einem tribünenartigen Aufsatz in der Mitte richtig in Szene und erlaubt den Bandmitgliedern kleinere Perspektivwechsel. Nichts im Vergleich zum BEHEMOTH-Setup, aber dazu später. Drummer Frost versteckt sich wie gewohnt hinter seinem „Über-Schlagzeug“ und ist deutlicher zu hören als zu sehen. Bandkopf Sigurd Wongraven ist gut gelaunt und redet erstaunlich viel. Er lässt die Anwesenden u. a. wissen, dass es 25 Jahre her sei, dass sie die Columbiahalle bespielt hätten. Wie sich im Tourverlauf zeigt, setzen SATYRICON nicht auf eine feste Setlist, sondern überraschen mit einer erfrischenden Dynamik in der Songsuswahl. Berlin darf sich auf einen bunten Diskografie- und somit auch Stilmix freuen.

Ode an die norwegische Natur

Zuden obligatorischen Bangern wie „Black Crow On A Tombstone“ und „The Pentagram Burns“ gesellen sich heute Klassiker wie „Du Som Hater Gud“ von „Nemesis Divina“ und „Commando“ von „The Age Of Nero“. Und wer SATYRICONs Live-Shows kennt, weiß um die Energie, die das punkige „Fuel For Hatred“ auf und vor der Bühne freisetzt. Ihr jüngstes Werk „Deep Calleth Upon Deep“ bedenken die Herren lediglich mit dem Titeltrack.

Aber kein SATYRICON-Gig ohne ihre Ode an die Heimat: Wenn eine ganze Halle die ikonische Leadmelodie von „Mother North“ intoniert, ist es jedes Mal ein bewegender Moment. Wie es erst für die Band sein muss, kann man nur erahnen. In ihrer Zeitlosigkeit ist und bleibt die inzwischen fast 30 Jahre alte Hynme einfach ein mitreißender Song. Und nie hätten wir uns bei Erscheinen von „Now, Diabolical“ vorstellen wollen, dass „K.I.N.G.“ zu so einem Dauerbrenner und ewigen Rausschmeißer eines SATYRICON-Sets avancieren würde. Der inzwischen zu Recht abgefeierte Track beschließt somit auch heute den Gig der Nordländer. Die Band hat alle Erwartungen übertroffen und mit Spielfreude, überragender Bühnenpräsenz und einer elegant gewählten Setlist überzeugt.

Setlist SATYRICON:

Now, Diabolical
Our World It Crumbles
Black Crow On A Tombstone
Deep Calleth Upon Deep
Du Som Hater Gud
Commando
The Pentagram Burns
Fuel For Hatred
Mother North
K.I.N.G.

Galerie mit 29 Bildern: Satyricon - The Unholy Trinity Tour 2025 in Berlin

BEHEMOTH stehen kurz vor der Veröffentlichung ihres 13. Studioalbums mit dem wunderbar aneckenden Titel „The Shit Ov God“. Die aktuellen Konzerte lenken allerdings noch wenig Fokus auf den anstehenden Release. Dass die Hütten voll sind, liegt wohl vielmehr an der zu erwartenden Inszenierung, in die BEHEMOTH regelmäßig viel Mühe stecken. Wer die Polen im vergangenen Jahr live erlebt hat, bekam eine kalkulierte, durchchoreografierte Bühnenshow zu sehen, die nichts dem Zufall überließ. Die heutige Vorstellung greift die meisten Elemente der letztjährigen Konzerte wieder auf und beginnt hinter einem großen weißen Vorhang samt visueller Schattenspielereien. Obgleich weniger intensiv als bei den Festivalauftritten, gleicht die Atmosphäre doch wieder einer ausgiebig geprobten Aufführung mit ordentlich Feuer, Kostümwechseln und jeder Menge Theatralik. Feste Bewegungsabläufe sind (wohl auch aus Sicherheitsgründen) zentraler Bestandteil der Performance. Große Abweichungen in der Setlist analog SATYRICON sind somit kaum drin.

Dafür ist die Songauswahl abwechslungsreich und geleitet uns, angeführt von der aktuellen Single „The Shadow Elite“, durch einen Großteil der fast 35-jährigen Bandgeschichte. In all ihrer Vielseitigkeit haben BEHEMOTH in jeder Ära zahlreiche Highlights geschrieben, die im Großen und Ganzen nichts von ihrem Charme verloren haben. Neben dem gleichnamigen Titeltrack des Albums „Demigod“ und „Conquer All“ finden sich ewige Klassiker wie das grandiose „Of Fire And The Void“ von „Evangelion“ und „Christians To The Lions“ von „Thelema.6“ auf der Titelliste.
Das wiederentdeckte und neu aufpolierte „Cursed Angel Of Doom“ vom allerersten Demo hat seit letztem Jahr wieder Platz im Set.

Keine Verschnaufpause

Die modernere Bandära bedenken Nergal und Co. mit den Hits von „The Satanist“ und den beiden Singles von „I Loved You At Your Darkest“ („Bartzabel“, „Wolves Ov Siberia“) und immerhin mit „Once Upon A Pale Horse“ von „Opvs Contra Natvram“. Das umstrittene neue „The Shit Ov God“ entpuppt sich, wie der Opener, als typischer moderner BEHEMOTH-Track mit griffigem Refrain.

Trotz Durchtaktung agiert die Band innerhalb der gesetzten Grenzen dynamisch und hat das Geschehen souverän im Griff. Kein Wunder, dass es für die Fans keine Verschnaufpause gibt. Das Set ist tight und manifestiert in seinen 80 Minuten deutlich, was sich BEHEMOTH in über 30 Jahren erarbeitet haben: Professionalität, Härte und Kalkül. Die komplett überarbeitete Version von „Chant For Eschaton 2000“ (ursprünglich auf dem 1999er Album „Satanica“) und der epische Abschlusstrack „O Father O Satan O Sun!“ runden die Songpalette ab.

Die selbsternannte unheilige Dreifaltigkeit legt am Abend alles in Schutt und Asche. Auch wenn man, wie erwähnt, deutlich spürt, wie viele Fans allein für BEHEMOTH anwesend sind, haben sowohl ROTTING CHRIST als auch SATYRICON hinreichend ausgelassene Banger vor der Bühne und auf den Rängen an ihrer Seite. Insgesamt ist es ein rundum unterhaltsamer Abend, für den allen drei Bands auf ihre Art großer Respekt gebührt.

Und jetzt, ab nachhause und alle Platten rückwärts hören.

Setlist: BEHEMOTH

The Shadow Elite
Ora Pro Nobis Lucifer
Demigod
The Shit Ov God
Conquer All
Blow Your Trumpets Gabriel
Ov Fire And The Void
Christgrinding Avenue
Bartzabel
Wolves Ov Siberia
Once Upon A Pale Horse
Christians To The Lions
Cursed Angel Of Doom
Chant For Eschaton 2000
O Father O Satan O Sun!

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27.04.2025

- perfection is the end of everything -

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