Party.San Metal Open Air 2025
Unser großer Festivalbericht

Konzertbericht

Billing: Bloodbath, Dark Angel, Triptykon, Gorgoroth, I Am Morbid, Napalm Death, Rotpit, Extermination Dismemberment, ...And Oceans, The Spirit, DOOL, Grand Magus, Fleshgod Apocalypse, Harakiri For The Sky, Party Cannon, Hyperdontia, The Vision Bleak, Crypt Sermon, Wayfarer, Hellbutcher, Defleshed, Suffocation, Brujeria, Rotting Christ, Scalpture, Blockheads, Necrowretch, Schizophrenia (BEL), Analepsy, Ereb Altor, Skeletal Remains, Pig Destroyer, Grave, Tiamat, Servant, Outlaw, Theotoxin, Firtan, Karg, Chaos Invocation, Agrypnie, Heretic Warfare, Naxen, Mass Worship, Friisk, Gutslit, Imperial Triumphant, Ass Cobra, Macbeth (DE), Nightbearer, Avulsed, Night in Gales, Dödsrit, Kvaen und Fulci
Konzert vom 07.-09.08.2025 | Flugplatz, Obermehler

Donnerstag, 07.08.2025
Von Grind bis Retro Thrash – der bunt gemischte Einstiegstag auf der Mainstage

Guten Morgen Party.San! Das Wetter am Donnerstag ist mit leicht bewölktem Himmel und viel Sonnenschein perfekt. Noch ist es ruhig auf dem Infield, die letzten Vorbereitungen laufen und „außerhalb“ fiebern alle dem Geschützdonner entgegen, der offiziell die Öffnung der Tore signalisiert. Am frühen Nachmittag ist es endlich so weit. Hell is officially open! Übrigens: Ein weiterer guter Grund für die Anreise am Vortag ist die inzwischen nach vorn gerückte Spielzeit der Opening-Band.

Die Ehre der Festivaleröffnung gebührt heute ROTPIT, die nach der obligatorischen Begrüßung durch Thomas Liebetrau, ihren ersten Deutschland-Gig und zweiten Auftritt überhaupt bestreiten. Das Projekt um Ex-REVEL IN FLESH-Fronter Hauber macht live eine gute Figur und lockt mit ihrem rauen Old School Death Metal schon einige Festivalgänger:innen vor die große Bühne. Man kann die Verwesung förmlich riechen, denn mindestens jeder zweite Songtitel beinhaltet das Wort „Rot“ .

Mit EXTERMINATION DISMEMBERMENT geht es anschließend brutaler zur Sache. Der weißrussische Vierer bringt eine überzeugende Mischung aus Slam und Brutal Death Metal nach Schlotheim und ist sich auch nicht zu fein, den ein oder anderen modernen Effekt einzubauen. Die Band hat die Meute gut im Griff und animiert fortwährend zu Circlepits und Moshpits. Sie bringt die Menge vor der Bühne ordentlich zum Springen und ins Schwitzen. So sieht ein beinhartes nachmittägliches Metal-Workout aus. Songs wie „Terror Domination“ vom letzten Studioalbum „Dehumanization Protocol“ sind live echte Killer.

Galerie mit 12 Bildern: Rotpit - Party.San Metal Open Air 2025

Nach dem Death-Metal-lastigen Auftakt öffnen …AND OCEANS die dunkelbunte Genre-Wundertüte. Der symphonisch und elektronisch versetzte Black Metal der Truppe um Fronter Mathias Lillmåns weist direkt zurück in die 1990er-Jahre und überrascht mit flotten Industrial-Einlagen und Techno-Beats. Entsprechend klar und drückend fällt auch der Sound der Finnen aus. Eine schöne Abwechslung, die so manchen dazu verführt, zu den hämmernden Rhythmen mehr oder weniger elegant das Tanzbein zu schwingen.

Der mittlerweile etablierte Label-Tag, der in den vergangenen Jahren unter anderem Acts von Vàn Records oder War Anthem Records in den Fokus rückte, ist 2025 für AOP Records reserviert. Deren Bands bespielen jedoch nicht nur die Tent-Stage: Mit THE SPIRIT haben AOP auch einen Vertreter auf der Mainstage. Ihre musikalische Qualität ist unbestritten – und auch live ist die auf Perfektion getrimmte Performance ein Genuss. Die große Bühne ist immer eine Herausforderung, die selbst THE SPIRIT meistern müssen. Aber das gelingt der melodischen Black-/Death-Metal-Truppe mit Bravour. Unterstützt von reichlich Feuerfontänen wirkt ein Song wie „Repugnant Human Scum” noch intensiver. Die akzentuiert und aggressiv gefauchten Vocals von Band-Mastermind MS haben zudem weiter an Qualität gewonnen. THE SPIRIT auf der großen Bühne? In Zukunft gerne öfter!

Galerie mit 9 Bildern: ...And Oceans - Party.San Metal Open Air 2025
Galerie mit 10 Bildern: The Spirit - Party.San Metal Open Air 2025

Das Vorabendprogramm am Donnerstag

DOOL gehören mit ihrem atmosphärischen Dark-Doom-Rock sicherlich zu den musikalischen Exoten auf dem diesjährigen Party.San. Dennoch legen sich die Niederländer, die das PSOA zum ersten Mal bespielen, wie gewohnt ins Zeug und nehmen das Publikum mit ihrem unverwechselbaren, „THE DEVIL’S BLOOD-esquen“ Groove schnell für sich ein. Raven van Dorst agiert an Gitarre und Mikrofon beeindruckend engagiert. Die stimmungsvollen Tracks von DOOL hätten durchaus noch mehr Spielzeit verdient. So bleibt es mit einem halben Dutzend Tracks, inklusive des Titelstücks vom aktuellen Album „The Shape Of Fluidity“, bei einem kurzen Einblick in die Diskographie. Ihr Dauerbrenner „Oweynagat“ setzt den Schlusspunkt und DOOL spannen mit dem Auftritt einen schönen Bogen über ihr bisheriges Schaffen.

Wie ihre Bühnenvorgänger gehören GRAND MAGUS ebenfalls in die Riege der diesjährigen Party.San-Bands, die ohne extreme Vocals auskommen. Schade nur, dass der Gesang von JB schon beim Opener „I, The Jury“ qualitativ sehr durchwachsen an die Ohren dringt. Ist es der Wind? Versagt die Technik? Oder plagt den Herren gar die Unlust? Da die Schweden üblicherweise mit ihren Heavy-Metal-Nordland-Hymnen für gute Stimmung sorgen, versuchen wir über den anhaltend drucklosen Sound hinwegzusehen und die Laune beim Mitsingen vom „Steel Vs. Steel“-Chorus hochzuhalten. An Publikumszuspruch mangelt es nicht und so erzeugt zumindest ein gemeinsam gegröltes „Whohohooo“ bei „Hammer Of The North“ am Ende noch ein Gefühl von kämpferischer Gemeinschaft. Ihre große Magie zu verbreiten, gelingt GRAND MAGUS heute leider nicht. Ein paar mehr Hits hätten die gepeinigte Fanseele eventuell besänftigt, aber der Gig geht ohne Klassiker wie „Iron Will“ und „Starlight Slaughter“ zu Ende. Gern wären wir, wie vor elf Jahren, triumphierend und mit gereckten Fäusten mit JB, Ludde und Fox gen Walhalla geritten … Sind aber auf halber Strecke abgestorben.

Galerie mit 10 Bildern: Dool - Party.San Metal Open Air 2025

Den ganz großen Auftritt zelebrieren am frühen Abend FLESHGOD APOCALYPSE – hier wird Pathos großgeschrieben. Wer seinen Death-Metal nicht glattgezogen und überladen mag, der ist hier an der falschen Adresse. Umrandet von einem übergroßen Bühnen-Backdrop, das die Sitzreihen eines Opernhauses zeigt, geht es mächtig orchestral und optisch zum aktuellen Album „Opera“ passend zur Sache. Hinzu kommt die barocke Kostümierung. Mit huldvollen Gesten schreitet Sängerin Veronica Bordacchini in die Mitte der Bühne, wo sie eine italienische Flagge ausbreitet und weit ausholend schwenkt. Anschließend setzt der druckvolle, technisch geprägte Death-Metal der Italiener ein. Eindrucksvoll und opulent, was FLESHGOD APOCALYPSE live transportieren – nicht zuletzt, weil Sängerin Bordacchini stimmlich enorm auftrumpft. Einzelne, von ihr auf Deutsch gestellte Fragen nach dem allgemeinen Befinden beantwortet das Publikum mit wohlmeinenden Beifallsäußerungen.

Nach Operngesang und Piano steht atmosphärischer Post-Black-Metal auf dem Plan und ein weiterer Vertreter von AOP Records auf der Mainstage: HARAKIRI FOR THE SKY. Die Österreicher haben sich in den letzten Jahren vor allem auf Extreme-Metal-Festivals in die höheren Reihen eines Line-ups gespielt. Daher verwundert es nicht, dass die Band heute zu später Stunde den drittletzten Slot einnimmt. Die große Menschenmenge vor der Bühne unterstreicht, dass die Party.San-Crew hier alles richtig gemacht hat. Der Sound trifft den Nerv der Zeit und die emotional vorgetragenen Songs verfehlen ihre Wirkung nicht. Lediglich die Stimme von JJ bleibt weiterhin Geschmackssache. Dennoch ist sie authentisch und intensiv. Für eine gelungene Überraschung sorgt der Gastauftritt von GROZA-Mastermind PG, der mit seinem eindrucksvollen Gesang beim RADIOHEAD-Cover „Street Spirit (Fade Out)“ überzeugt.

Galerie mit 10 Bildern: Harakiri For The Sky - Party.San Metal Open Air 2025

Die dicken Brocken am Donnerstag

Das musikalische Blatt wendet sich abermals, denn mit NAPALM DEATH hat sich das Party.San ein Urgestein des politischen Noise- und Grindcore auf die Matte geholt. Das Quartett aus Birmingham tritt ohne Shane Embury, der krank daheim liegt, auf. Die Live-Musiker Cooke und Clarkson absolvieren ihren Job aber mit Bravour. Sänger Barney Greenway wirkt zwar schmächtig, sprüht aber wieder vor Energie und Enthusiasmus – sein Bewegungsdrang ist immer wieder erstaunlich. Das Set ist geprägt von ungebrochener Härte, Dissonanz und klarer politischer Ausrichtung, die Greenway in seinen Ansagen wie immer ungeschönt zum Ausdruck bringt. Die „Fuck AFD“-Botschaft stößt nicht nur auf positive Resonanz im Publikum. Die Setlist ist bunt gemischt und reicht von aktuellen Nummern wie „Contagion“, über „Vision Conquest“ und das obligatorische „Suffer The Children“ (inklusive Tirade zum Thema „Mein Körper, mein Leben, meine Entscheidung“) bis hin zu „Harmony Corruption“ und dem DEAD KENNEDYS-Cover „Nazi Punks Fuck Off“. Bei NAPALM DEATH gibt es nur „love it or hate it“ – aber an der musikalischen Darbietung gibt es nichts zu rütteln – die war großartig.

Galerie mit 11 Bildern: Napalm Death - Party.San Metal Open Air 2025

Und grandios soll es weitergehen, denn mit DARK ANGEL erwartet uns das großes Comeback einer Thrash-Metal-Legende. Die Kalifornier zählen zu den prägenden Einflüssen der Szene, auch wenn es seit 1991 still um sie war, was neue Musik anbelangt. Den im Jahr 2023 verstorbenen Jim Durkin ersetzt inzwischen Laura Christine, die Frau von Drummer Gene Hoglan, die eine absolut toughe Gitarristin abgibt. Die Band präsentiert sich selbstbewusst und spielfreudig. Sänger Ron Rinehart ist agil und stimmgewaltig. Seine Ansagen zwischen den Songs sind geprägt von Verlust und der Tragik des Lebens, aber auch von Liebe zum Thrash Metal. Die Setlist startet mit drei alten Songs („We Have Arrived“, „Time Does Not Heal“ und „No One Answers“) bevor es mit „Extinction-Level Event“ die erste aktuelle Comeback-Single zu hören gibt. Laut Rinehart stammt sie noch von Durkin, der sie kurz vor seinem Tod schrieb.

Der Rest des Sets ist dem „Darkness Descends“-Album in Gänze und ursprünglicher Abfolge gewidmet. Es fällt schwer, Highlights des Klassikers hervorzuheben, aber das rasante „The Burning Of Sodom“, „Merciless Death“ und auch das abschließende „Perish In Flames“ zählen sicher dazu. Nostalgie lässt grüßen.

Ob es sich hierbei um eine „Wunschsetlist“ handelt, liegt dabei im Auge des Betrachters, denn nach all der Zeit hätten auch monströse Riff-Berge wie „Pains Invention, Madness“ oder „Act Of Contrition“ gut getaugt. Trotz aller Sympathien tun sich DARK ANGEL als Headliner am Ende des Abends etwas schwer, denn den freudigen Enthusiasmus hinsichtlich ihrer Wiederauferstehung teilen nicht mehr ganz so viele. Der Platz ist zum Schluss hin halb leergeräumt. Das macht aber zumindest Rineharts Ausflug ins Moshpit und seinen Weg zurück auf die Bühne weniger anstrengend.

Galerie mit 11 Bildern: Dark Angel - Party.San Metal Open Air 2025

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09.09.2025

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