Die persönliche Top 10 von ...
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Hannes, Drummer von URZA
Wer bin ich?
Moin, ich heiße Hannes, arbeite in einer Knopffabrik und drehe Knöpfe mit der rechten Hand. Mit der obskuren Kinderlieder-Referenz aus dem Weg bin ich eigentlich seit der Gründung 2015 der Trommler einer der wenigen (vor allem live) aktiven Funeral-Death-Doom-Bands Deutschlands, namentlich URZA. Dieses Jahr auch endlich mit neuer Veröffentlichung („Dawn Of A Lifeless Age“) seit dem ersten Langspieler 2019 („The Omnipresence of Loss“).
Diese Musik hatte den größten Einfluss auf meine persönliche musikalische Entwicklung:
Der musikalische Werdegang, mit dem Ziel, die Nische der Nische der metallischen Nischenmusik zu bedienen, gestaltete sich für mich als Millennial über die üblichen ausgetretenen Pfade. Väterlich frühkindliche Einflussnahme in den 90ern in Form von LED ZEPPELIN, DEEP PURPLE, NEIL YOUNG und ähnlichen Wegbereitern ebneten selbigen zur meiner Generation endemischen Musikrichtung: New Metal.
Meine Jahrtausendwende war demnach geprägt durch massiven Viva2-Overdrive-Konsum und die klassischen Gen-Y-Bands: KORN, LIMP BIZKIT, SLIPKNOT, MARILYN MANSON usw. Das monatliche Taschengeld-Opfer in die Kollekte der Major-Labels sollte aber bald sein Ende finden.
2001 fand sich der noch leicht zu beeinflussende Jungmetaller vor seiner ersten eigenständigen Kaufentscheidung im örtlichen Multimedia- und Elektronikgeschäft. Einzige Entscheidungsgrundlage? Ein Pentagramm auf dem Cover! Knapp 18 Mark ärmer, konnte nicht mal der Antishock meines Discmans die anstehende, welterschütternde Erfahrung dämpfen. Schließlich war SLIPKNOT das uns krassest Vorstellbare. Die „Armageddon“ von VADER, eine bislang in Vergessenheit geratene Best-of-Veröffentlichung, zeigte mir, was musikalisch möglich ist, öffnete Tür und Tor für die große weite Welt des Death Metals und ist allein für die ein oder andere temporäre C5-Senke verantwortlich.
Ab nun galt es, ca. 20 Jahre Death-Metal-Entwicklung nachzuholen und den Spirit der Pionierzeit aufzusaugen. 20 Jahre und hunderte hörenswerte Releases lassen sich nicht mit Taschengeld aufholen. Das aufkommende Internet, der freundliche Esel und seine Verwandten halfen ungemein bei der Bewusstseinserweiterung. Die Schuld wird heutzutage vor allem live peu à peu beglichen.
Ich fand mich in allen Death-Metal-Subgenres zu Hause. Ob nun die amerikanische Schule mit DEATH, OBITUARY, MORBID ANGEL oder MALEVOLENT CREATION oder die nordeuropäische mit DISMEMBER, ENTOMBED oder AT THE GATES. Natürlich sind die genannten Bands nur Platzhalter für die großartige Vielfalt, sowohl geografisch als auch stilistisch, die der 90er-Jahre-Death-Metal zu bieten hatte.
Auf den von DEATH gelegten Grundstein folgte wenige Jahre später mit der „Epitaph“ von NECROPHAGIST der nächste Mindblow: technischer Death Metal! Bands wie ORIGIN, OBSCURA, CYNIC oder GOROD hielten Einzug in die tägliche Rotation. Ungefähr hier in der Geschichte wurden auch Live-Konzerte großer Teil der musikalischen Erfahrung. Auch wenn Vieles altersbedingt leider an mir vorbeiging, durfte ich großartige Touren wie die „Masters of Death“ oder „Those Still Loyal“ erleben. Damals wurden solche Touren auch noch durch MV geschickt. Heutzutage undenkbar.
Das Studium in der großen Stadt erweiterte den Horizont durch eine relativ ausufernde Stoner-Exkursion mit Bands wie ELDER, DOZER, BARONESS, SLEEP oder ASTEROID und mündete in der wohl schönsten Festivalreihe, die Europa je gesehen hat: Das Heavy Days in Doomtown Festival in Kopenhagen, dem ich drei von vier Ausgaben beiwohnen durfte und neben der „Armageddon“ von VADER den größten Einfluss auf mein heutiges Hörverhalten hatte. Hier wurde die Brücke vom Stoner zum Doom geschlagen. Ursprünglich war der Besuch durch KADAVAR, TONER LOW und Ähnliches motiviert, ermöglichte aber neben MOURNFUL CONGREGATION und SATURNUS, die unfassbaren BELL WITCH 2013 das erste Mal sehen zu dürfen. Bands wie LOSS, PROFETUS oder SCEPTICISM waren in den Folgejahren ebenso Teil der absurd guten Festival-Lineups. Meine Nische der Nische der Nische war von nun an festgelegt: Doom! Death Metal und Stoner waren nie weg, aber Doom wurde ein stetiger Begleiter in allen Lebenslagen. Insbesondere auch in meinem eigenen musikalischen Schaffen: meiner Band URZA.
Da Empfehlungen zu den oben genannten LED ZEPPELIN, KORN oder VADER keinem Leser hier einen Mehrwert bieten würden und mir eine Auswahl von nur 10 Songs aus meiner gesamten Historie unmöglich erscheint, habe ich mich für meine Top 10 auf Releases der letzten 5 Jahre beschränkt, die meine Geschichte sinnvoll weitererzählen, für mich Meilensteine der Entwicklung der oben genannten Genres darstellen und aufzeigen, dass auch bei 30 Jahre alten Musikrichtungen noch lange nicht alles erzählt ist. Außer vielleicht im Death Metal.
ARÐ – „Take up My Bones“
Doom auf seine melancholischen Wurzeln heruntergebrochen und mit choralem Gesang trauriger alter Männer überlagert. Für mich die schönste Neuentwicklung des Genres. Wer mal bei einem TED-Talk eine Träne verdrücken möchte, dem sei die Präsentation von Mark Deeks wärmstens empfohlen.
OPHIS – „The Stagnant Room“
OPHIS sind seit vielen Jahren in meiner musikalischen Entwicklung, als auch der meiner Bands URZA, tief verankert und haben mit „Spew Forth Odium“ ein absolutes Meisterwerk abgeliefert. „The Stagnant Room“ bietet eine abwechslungsreiche Reise quer durch den Death-Doom-Gemüsegarten und tritt dir im letzten Drittel so monströs gegen das Schienbein, dass es eine wahre Freude ist.
STYGIAN BOUGH – „Heaven Torn Low II“
Irgendwie mussten BELL WITCH hier rein. Ich hoffe, dass sie ihre Konzeptphase bald hinter sich lassen und sowohl live als auch veröffentlichungstechnisch zurück zur klassischen Metal-Band kommen. Die auf Ach und Krach schiefen Läufe der „Volume I“ schrecken anfangs etwas ab, wachsen mir aber von Jahr zu Jahr weiter ans Herz, und die Stimme vom AERIAL RUIN-Bengel gefällt mir auch sehr.
BRUTUS – „War“
BRUTUS gehört wohl zu meinen meistgehörten Bands der letzten fünf Jahre und ich konnte gespannt ihr Wachstum von 300er- zu 2000er-Locations und Headlinerslots auf großen Festivals miterleben. Wahnsinnig emotional, und was Stefanie einem da stimmlich und schlagzeugtechnisch parallel um die Ohren haut, ist genial.
SPOTLIGHTS – „Sunset Burial“
Die neue Lieblingsband von Chino Moreno und auch bei mir sofort ganz tief im Herzen gelandet. Teenage Angst perfekt und authentisch aus den 90ern in die Neuzeit und meine Midlife-Angst transponiert.
DELVING – „Einstürzende Plattenbauten“
Das Nebenprojekt des Wahl-Berliners und Frontmanns der äußerst erfolgreichen ELDER (zuletzt mit fucking TOOL auf Tour!) spielt mit den Gefühlen der Corona-Pandemie und ist seine Verarbeitung selbiger. Dudelstoner mit elektronischen Anleihen. Tolle Sommermusik!
VULKAN – „Bewildering Conceptions of Truth“
Wenn technischer Death Metal geht, geht doch bestimmt auch proggiger Stoner! Im Riffing nicht ganz so eingängig wie ihre Landsmänner SKRAEKOEDLAN gibt’s hier Einsteiger-Prog, der mir sehr gut gefällt. Freue mich auf die ersten Live-Begegnungen.
SYLVAINE – „I Close My Eyes so I Can See“
Die Abwesenheit von Black Metal in meiner Geschichte wird euch aufgefallen sein. Kann mit den einzelnen Wellen nicht viel anfangen, mag aber die melodisch melancholischen Auswüchse wie ALCEST, auch wenn ich für den Brückenschlag wahrscheinlich bald ein Glas Schweineblut an den Kopf bekomme. SYLVAINE machen auf ihre Art Black Metal für mich bekömmlich.
DÖDSRIT – „The Third Door“
Noch mal etwas Black-Metal-Artverwandtes? Ja! Wenn man so kackenfrech wie DÖDSRIT Heavy Metal und Uffta-Uffta-Crustpunk dazu mischt, immer her damit. Live auch ganz toll.
VILE CREATURE – „Harbinger of Nothing“
Sowas Ekliges habe ich seit „Skin Coat“ von KANATHE oder der „Five Degrees of Insanity“ von CULT OF OCCULT nicht mehr gehört. Richtig schleimig und anstrengend, toll!
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