Opeth
Opeth Live-Review und Interview zur Pale Communion Tour 2014
Konzertbericht
Am 26. Oktober 2014 kamen die Berliner in den Genuss eines wahren Ohrenschmauses: OPETH gastierten im Rahmen ihrer „Pale Communion“ Tour 2014 im Huxley’s. Als Support hatte die schwedische Band um Mastermind Mikael Åkerfeldt die Franzosen ALCEST dabei, die unsere Redaktion Anfang des Jahres mit ihrem Album „Shelter“ zum Schwärmen gebracht hatten. So viel sei schon vorab gesagt: Live haben uns beide Bands an diesem Abend beeindruckt und auch die Fans scheinen ihren Frieden mit dem neuen OPETH-Sound geschlossen zu haben. Zumindest werden diesmal keine provokanten Banner wie bei der „Heritage“-Tour 2011 aufgehängt. Über diese und die aktuelle Tour und wie OPETH diesmal die Setlist zusammengestellt haben, haben wir uns vor der Show mit Fredrik Åkesson unterhalten.
OPETH kannten ALCEST bereits von einigen Festivals, die beide Bands diesen Sommer spielten. Da sie die Franzosen in guter Erinnerung hatten, haben sich OPETH für sie entschieden als ihr Manager einige Bands als Support für die „Pale Communion“ Tour vorschlug.
Um 20:00 Uhr beginnen ALCEST ihr Set mit „Wings“, dem Opener von „Shelter“, und ziehen das Publikum ohne Umschweife in ihre ganz besonderen Klangwelten, in denen man sich gefahrlos verlieren kann. Obwohl beide Bands sehr unterschiedlich klingen, scheint dieses Billing perfekt, sicherlich auch weil es, wie Fredrik sagt, interessanter für den Zuhörer ist, wenn die Bands einer Tour unterschiedliche Sounds haben. Die Setlist von ALCEST konzentriert sich auf das aktuelle Album „Shelter“, wirft mit „Autre Temps“ aber auch einen Blick zurück auf das 2012 erschienene Album „Les Voyages de L’Âme“. Nach einer Dreiviertel Stunde beenden ALCEST ihr Set mit „Délivrance“ und lassen nur den Wunsch nach mehr von ihrer Musik zurück.
Galerie mit 16 Bildern: Alcest - Opeth - Pale Communion Tour 2014Nachdem OPETH auf der ersten „Heritage“-Tour 2011 mit ihrer Songauswahl einen Teil der Fans nicht zufrieden stellen konnten, haben sie sich die Kritik zu Herzen genommen und wieder Growl-Songs aus dem umfangreichen Backkatalog in die Setlist aufgenommen denn es ist der Band wichtig, dass „alle Fans nach einem Konzert glücklich und zufrieden nach Hause gehen. Es gibt neun Alben mit Growl-Vocals, die demnach ein großer Teil des OPETH-Sounds sind und dem möchten wir Respekt zollen“.
Deswegen spielen OPETH auf dieser Tour viele alte und neue Songs, die sich trotz großer Unterschiede hervorragend zusammenfügen. Bei der Auswahl haben OPETH versucht einen Song von jedem Album zu spielen, was ihnen mit Ausnahme von „Orchid“ auch gelungen ist. Wichtig für die Auswahl der einzelnen Songs war zudem, keinen Song zu spielen, der auf der vorangegangenen Tour gespielt wurde. Höchstens ein Song wie „Deliverance“, den viele Fans hören wollen, wäre eine Ausnahme.
Insgesamt fünf Stunden Musik haben OPETH unter diesen Prämissen zusammengestellt und geprobt; etwas über zwei Stunden spielen sie in Berlin am 26. Oktober. Diese zweistündige Songauswahl steht schon seit der ersten Show der Tour, da OPETH sehr glücklich mit diesem „Potpourri der großen und großartigen Diskographie“, wie es Mikael während der Show nennt, sind.
Die Dynamik der Setlist folgt laut Fredrik einem V: Die Show startet mit „Eternal Rains Will Come“ recht heavy und wird zunehmend härter, mit „Bleak“ vom 2001 erschienenen Album „Blackwater Park“ ist der dritte Song der erste mit Growl-Vocals. Das folgende „The Moor“ kündigt Mikael mit der Aussage, sie würden jetzt etwas altes spielen, an. Der Jubel ist groß und Mikaels Kommentar trocken:
„Fans jubeln nie über die Ansage ‚wir spielen jetzt was Neues‘, das muss sich setzen, wie eine große, fettige Pizza“.
Bevor wir uns dieser zuwenden, spielen OPETH noch „Advent“ von ihrem zweiten Album „Morning Rise“. In der Mitte der Setlist findet sich ein psychedelischer, abgespacter Teil von dem aus die Intensität im letzten Teil der Show wieder zunimmt und in „The Grand Conjuration“ kulmuliert. Als Sahnehäubchen bekommen die Fans dann tatsächlich „Deliverance“ als Zugabe serviert.
Obwohl viele Songs von OPETH Akustikgitarren haben, hat sich die Band gegen einen Akustikpart in der Show entschieden. Stattdessen haben Mikael und Fredrik Gitarren mit Piezowandlern, die das Signal splitten.
„Um nicht zu technisch zu werden: Das Signal wird aufgeteilt – ein Kabel geht zum normalen Amp für den heavy Sound aber das andere Kabel geht in ein Line-Out und dieser spezielle Tonabnehmer neben den Saiten sorgt dafür, dass eine E-Gitarre wie eine akustische Gitarre klingt. Man kann es sogar mit elektronischen Tönen kombinieren, so dass ich gleichzeitig verzerrte und akustische Töne erzeugen kann. Wir haben vor der Tour viel experimentiert und hart daran gearbeitet, damit es live ähnlich wie die Studioaufnahmen klingt.“
Dafür sind hin und wieder auch Änderungen der Arrangements nötig, da die Band keinen Click-Track oder Geräte nutzen will und manchmal einfach die vier Hände von Mikael und Fredrik nicht ausreichen, um alle Melodien zu spielen. Dafür gibt es dann aber Joakim Svalberg am Keyboard, der live beispielsweise auch die Streicherparts in „Faith In Others“ und „Voice Of Treason“ spielen würde.
In der Vorbereitung auf das Interview mit Fredrik haben wir gelesen, dass das einzige was Mikael am Touren mag, die Shows sind, alles drumherum würde er hassen. Fredrik kann das nicht ganz nachvollziehen, da er Mikael viel lachen sieht, aber auch für ihn ist natürlich die Zeit auf der Bühne das Highlight jedes Tages. Auch wenn er die vielen Wartezeiten und das Reisen langweilig findet, geniesst er das Touren im großen und ganzen. Die Leerlaufzeiten nutzt Fredrik zum Gitarre spielen und dazu sich weiter zu verbessern. Er hat auf dieser Tour sogar sein Studio-Equipment dabei, um auch neue Sachen zu schreiben. Allerdings kommt diesem guten Vorhaben oftmals etwas dazwischen und es ist hart, sich auf das Arbeiten zu konzentrieren, da immer Menschen um ihn herum sind.
„Es fällt mir zu Hause leichter wo ich mich in mein eigenes Zimmer zurückziehen kann und es keine Ablenkungen gibt.“
Auch die Rockfield-Studios in Wales, in denen OPETH „Pale Communion“ aufnahmen, hatten den Vorteil völliger Abgeschiedenheit. Dies und die Tatsache, dass die Band während den Aufnahmen dort lebte, lies die Musiker sehr effizient arbeiten und sie brauchten nur 13 Tage für die Aufnahmen. Viel von dieser Zeit verwendeten sie auch auf das Finden der perfekten Sounds.
Zu guter Letzt wollten wir noch von Fredrik wissen, wie er seine Entwicklung bei OPETH erlebte und ob sich seine Art Gitarre zu spielen in den letzten Jahren verändert hat.
„Als ich zu OPETH gekommen bin, musste ich Mikaels Stil zu spielen und zu komponieren lernen, das hat meinen Geist etwas mehr geöffnet. Ich denke jetzt freier. Mikael hat eine einzigartige Weise Riffs und andere Ideen zu entwickeln, so dass es mich einige Zeit kostete seine Spielweise zu lernen.“
Insgesamt ist es für Fredrik und die Band wichtig sich weiter zu entwickeln und auf jedem neuen Album etwas anderes zu machen als zuvor.
„Ich mag es nicht mich zu wiederholen und versuche ständig meine Spielweise und meine Soli zu verbessern. Sie sollen nicht nur unterschiedlich klingen, sondern auch zu den einzelnen Songs passen und sich lieber einfügen als hervortun.“
Diese Einstellung merkt man auch an diesem Abend als die Band auf der Bühne ist. Fredrik und seine Bandkollegen bilden eine Einheit, wirken meist konzentriert und darauf bedacht die Songs perfekt zu spielen.
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Alcest und Opeth auf Tour
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15.11.24 | Alcest - Release "Les Chants De L'Aurore" 2024AlcestBackstage München, München |
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