Party.San Metal Open Air 2022
Der große Festivalbericht

Konzertbericht

Billing: Cannibal Corpse, Carcass, Dismember, Mayhem, Katatonia, Alcest, Benediction, Dark Funeral, Asphyx, Misery Index, Der Weg Einer Freiheit, Uada, Blood Incantation, Impaled Nazarene, Heidevolk, High Spirits, Exhumed, Saor, Shape Of Despair, Månegarm, Graceless, Whoredom Rife, Incantation, Onslaught, Revel In Flesh, 1914, Birdflesh, Nyktophobia, Kadaverficker, Space Chaser und Carnation (BE)
Konzert vom 11.08.2022 | Flugplatz Obermehler, Schlotheim

Freitag, 12. August 2022

KADAVERFICKER – Schlotheim Asozial

Galerie mit 11 Bildern: Kadaverficker - Party.San Metal Open Air 2022

Mittags-Grind, die zweite. Bislang nur Gast auf der Zeltbühne, dürfte der Gig auf der PSOA-Main-Stage bislang einer der größten für Dortmunds Finest KADAVERFICKER sein. Ein Blick vor die Bühne zeigt: Der Goreminister und Konsorten werden von den Partysanen hart supportet. Zunächst gewohntes aus der Pit – hier eine kleine Auswahl der diesjährigen Utensilien: Cthulhu-Maske, Pimmelhut, Sumo-Kostüm, Spongebob und Salatgurken. Utensilien kommen auch von der Bühne, wahlweise vom Bier-Ghoul, der lecker Leichenwasser verteilt, dem Kacke-Mann, der mit Scheißhaufen um sich schmeißt und dem Pommes-Mann, der das Publikum mit frisch aufgetauten „Inferno Pommes“ versorgt.

Aber bei aller Albernheit: Verhältnismäßig nüchtern zu spielen zahlt sich aus, denn die FICKER wissen heute genau was sie tun und am Ende frisst den Dortmundern nicht nur ihre Die-Hard-Gefolgschaft aus der Hand. Dafür sorgt nicht nur der Gastauftritt von SLAUGHTERDAYs „Bernd, das Tod“, sondern auch die wirklich abwechslungsreiche Setlist, die neben Trash-Klassikern wie „Gore Yoghurt & Viecher Müsli“ auch unerwartetes wie die großartige Gothic-Nummer „Feel Dead Hit Of The Summer“ bereit hält. So asozial ist am Ende vielleicht weder Dortmund, noch Schlotheim!?

LIK – Swedish as fuck!

Galerie mit 12 Bildern: Lik - Party.San Metal Open Air 2022

LIK sind die beste Band, um mittags kurz vor ein Uhr den Tag zu beginnen. Der HM2-Death-Metal der Schweden ist pures DISMEMBER-/EDGE-OF-SANITY-Worshipping und geht von der ersten bis zur letzten Minute ab. Das wissen auch einige Eingeweihte, denn zu dieser frühen Uhrzeit haben bereits locker 400 Leute ihre Eingeweide vor die Bühne geschleppt.

Die Chose ist so schwedisch, dass alle Saiteninstrumentalisten Instrumente des Herstellers Hagström spielen. Einzig Sänger Tomas (der aktuell auch bei BLOODBATH Gitarre spielt) bestreitet den Auftritt mit weißer Flying V und im Gesicht verwuschelten Haaren in bester Jon-Nödtveidt-Pose. LIK sind allerdings eine der sympathischsten Bands des Festivals, weil sie einen professionellen Auftritt spielen und bei aller Seriosität der Musik niemals versuchen, sich durch falsches Imago grimmiger zu zeichnen, als sie tatsächlich sind.

1914 – Ein Auftritt unter besonderen Vorzeichen

Galerie mit 19 Bildern: 1914 - Party.San Metal Open Air 2022

Dass 1914 überhaupt auf dem diesjährigen Party.San auftreten können, ist alles andere als selbstverständlich. Die ukrainische Band hat angesichts des Krieges in ihrem Heimatland und den damit einhergehenden Reisebeschränkungen nur aufgrund einer Genehmigung der ukrainischen Regierung die Möglichkeit bekommen überhaupt Auftritte zu spielen.

Ganz grundsätzlich hat die Band sich der Darstellung der Grauen des Ersten Weltkrieges verschrieben – maßgeblich aus Perspektive des „einfachen Soldaten“. Die beiden letzten, richtig starken Alben „The Blind Leading The Blind“ und „Where Fear And Weapons Meet“ sind atmosphärisch dicht und bedrückend, das Thematisieren des Kriegshorrors und das Aufgreifen von Einzelschicksalen zur Verdeutlichung des grausigen Schicksals vieler Soldaten ist an sich ja schon nicht leicht verdaulich. Das Wissen um die schreckliche Situation in der Ukraine, den damit tagesaktuellen Bezug vieler Themen – von Grabenkrieg bis Kriegstraumata – und natürlich auch die direkte Betroffenheit der aus Lviv stammenden Band 1914 macht den Auftritt zu einer mulmigen, ja fast beklemmenden Angelegenheit.

Der unter dem Künstlernamen Ditmar Kumarberg auftretende Frontmann Dmytro Kumar schreitet durchgehend verstört und eindringlich über die Bühne, ständig getrieben und zitternd ob eines vermeintlich erlebten Kriegsschreckens. Auch der obligatorische und nicht von der Bühnen-Security begleitete Gang des Sängers durch das Publikum wird zum Ende des Sets durchgezogen – rasch bildet sich hier eine Traube von Zuschauenden um den umherwandernden Frontmann. Aber die Menge macht durchgehend bereitwillig Platz, der kleine Ausflug endet wohlbehalten wieder auf der Bühne.

An diesem Nachmittag allerdings verschwimmt die eindringliche Bühnenperformance, die eine historische Betrachtung auf den Schrecken eines Weltkriegs nahbar machen soll, mit dem aktuellen, realen Schrecken eines Krieges. Den Hinweis auf das Leid in der Heimat findet seinen Weg in diesen Auftritt durch wiederholte Statements der Band, begleitet vom Zeigen der ukrainischen Fahne, sowie dem Aufruf zur Unterstützung der Ukrainerinnen und Ukrainer und zur Ablehnung der faschistischen und menschenverachtenden Weltanschauung des russischen Angreifers. Deutlich anzumerken ist der Band die Wut auf den Überfall ihrer Heimat und das Bedürfnis nach Unterstützung, die in der Ankündigung mündet, dass die Invasoren sicher von ukrainischem Boden vertrieben würden. Ein Aufruf, der von einer Gruppe von Menschen aus einem vom Krieg zerrissenen Land vorgebracht wird und die so ihre Landsleute mit den Mitteln ihrer Kunst unterstützen will – und die ihren Zorn nicht relativiert, filtert und nachvollziehbar auch emotional ausdrückt.

Der Auftritt jedenfalls hat bei großen Teilen des Publikums offensichtlich ziemlich Eindruck hinterlassen, die große Wanderschaft zum Merchandise-Stand nach dem Auftritt legt hiervon sichtbar Zeugnis ab.

MALEVOLENT CREATION – Leider ein kleiner Hänger

Galerie mit 11 Bildern: Malevolent Creation - Party.San Metal Open Air 2022

Dass MALEVOLENT CREATION ohne ihr ausgefallenes Aushängeschild und Urgestein Phil Fasciana auftreten, lässt den Gig der damit zum Trio geschrumpften Ami-Death-Legende etwas skurril wirken. Einerseits klingen sie so zwar brutaler, andererseits klingen die häufig vom Thrash inspirierten Riffs mit zwei Gitarren dennoch um einiges besser. Außerdem ist es komisch, eine seit 1987 aktive Band zu sehen, deren einzige drei Mitglieder nicht länger als seit 2017 dabei sind.

Sei’s drum; das, was sie machen, machen sie nicht schlecht und würden als Underground-Act sicher gefeiert werden. Für eine Legende ist allgemein aber mehr drin und auch MALEVOLENT CREATION hat man schon in besserer Verfassung sehen dürfen. Außerdem ist es zu dieser frühen Nachmittagszeit in Schlotheim mal wieder extrem heiß und Schatten ist nicht vorhanden, was den Genuss unfairerweise zusätzlich trübt.

NORNIR

Galerie mit 11 Bildern: Nornir - Party.San Metal Open Air 2022

ONSLAUGHT – Weniger Hymnen, mehr Geschredder

Galerie mit 17 Bildern: Onslaught - Party.San Metal Open Air 2022

Die Fliegersirene kündigt dieses Mal nicht den Schuss von „Esmiralda“ sondern die vermutlich einzige britische Thrash-Institution ONSLAUGHT an. Während die Briten auf ihrem 2013er Album „VI“ teilweise sehr hymnisch und eingängig zu Werke gingen, gab es auf dem aktuellen Langspieler „Generation Antichrist“ eine ziemliche Kehrtwende, auch durch den erneuten Abgang von Sy Keeler am Mikro. Sein Nachfolger David Garnett klingt deutlich angepisster und Hardcore-lastiger, entsprechend ist auch die heutige Setlist gestaltet. Weniger heulende Gitarren und hohe Screams, dafür mehr aggressives Gebrüll und schönes Geschredder. Passt zum sonnigen Nachmittag und zum Party.San, was die langsam aber stetig wachsende Pit bestätigt.

Die Crew beschert ONSLAUGHT einen hervorragenden, druckvollen Sound und Songs wie „Let There Be Death“ oder „Destroyer Of Worlds“ untermauern den Abrisscharakter des Sets. Die Reaktionen auf das Old-School-Doppelpack aus „Metal Forces“ und „Onslaught (Power From Hell)“ zeigen am Ende, dass die Party.Sanen Nige Rockett und Co. noch nicht vergessen haben.

MISERY INDEX – Totalabriss am Nachmittag

Galerie mit 17 Bildern: Misery Index - Party.San Metal Open Air 2022

An MISERY INDEX scheiden sich irgendwie immer ein wenig die Geister. Den einen zu viel Hardcore, den anderen zu stark im Death Metal verwurzelt, hat sich das Quartett um ex-DYING-FETUS-Fronter Jason Netherton seine eigene Nische geschaffen, in der immer mal wieder zwischen den Stilrichtungen gependelt wird. Auf dem Party.San wird aber nicht groß gependelt, denn die Band aus Baltimore hat nur einen Plan: Die Main Stage komplett zerlegen. Von der ersten bis zur letzten Sekunde entfesseln MISERY INDEX eine wahre Urgewalt.

Auf den Kommentar „darauf hat mich der erste Song nicht vorbereitet“ des Verfassers dieser Zeilen, erwidert ein Redaktionskollege trocken: „Schon ganz geil, oder?“. Recht hat der Mann. Die wirklich amtliche Pit feiert den lustigen Nachmittagsspaß für die ganze Familie zunehmend energischer – aber was will man bei einer eigentlich unfassbaren Abrissbirne wie „Rites Of Cruelty“ auch anderes erwarten? „Traitors“ vom gleichnamigen Album beendet den lustigen Reigen und zumindest in Sachen Abriss hat das Party.San 2022 das bisherige Tageshighlight erlebt.

THRON – Zerlegen die Zeltbühne

Galerie mit 17 Bildern: Thron - Party.San Open Air 2022

THRON hauen im Zelt richtig einen raus: Der melodische Black Metal der Band scheint schon auf dem Papier (und aus der heimischen Musikanlage) perfekt geeignet eine willige Menge zum Mitgehen zu bewegen. Und tatsächlich gelingt dies an diesem Nachmittag vorzüglich: Unterstützt von Dosenbier und mit ordentlich Spaß im Nacken fordert Frontmann Samca das Publikum immer wieder auf mitzumachen und bloß nicht nachzulassen – und das läuft. Der Auftritt wird vom zahlreich erschienenen Publikum angemessen mit ordentlich Beifall und der obligatorischen Hörner-Hand honoriert.

Ausschließlich widmet THRON sich musikalisch dem aktuellen Album „Pilgrim“, das durch seine eigenständige Darbietung von DISSECTION-lastigem Black-Death-Metal besticht. Live wird die melodische und rockigere TRIBULATION-Schlagseite zudem angenehm stark betont, insbesondere wenn der Bass akustisch deutlicher nach vorne tritt. Und jedesmal, wenn die Veranstaltung dann droht zu melancholisch zu werden, treten THRON wieder ordentlich aufs Gaspedal. Das ist abwechslungsreich und äußerst kurzweilig.

Wer THRON live bislang noch nicht auf dem Zettel hatte, wird sicherlich sehr positiv überrascht aus dem Zelt gekommen sein – den südwestdeutschen Schwarzmetallern gelingt mit ihrem energiegeladenen Auftritt eine der ganz positiven Überraschungen dieses Festivals.

MESSIAH – Oldschool-Kult aus der Schweiz

Galerie mit 10 Bildern: Messiah - Party.San Metal Open Air 2022

Manchmal hört man einer Band ihre Herkunft ja ziemlich deutlich an – und das nicht aufgrund von irgendwelchen Dialekten des Frontmanns bei Ansagen. So auch im Fall von MESSIAH, die aus der Schweiz grüßen und mit „Fracmonts“ 2020 nach langjähriger Pause wieder ein Album an den Start gebracht haben. Die oldschoolige Mischung aus Death- und Thrash-Metal, die das Quartett bietet, erinnert jedenfalls stellenweise schon an CELTIC FROST, auch die Stimmlage von Sänger Andy Kaina weist des Öfteren in Richtung eines gewissen Herrn Warrior.

Nach dem Abriss von MISERY INDEX hat es sich vor der Bühne doch gehörig geleert, was der Spiellaune von MESSIAH aber keinen Abbruch tut, die Band hat offensichtlich Bock. Und so werden die 1980er-Metal-Perlen „Space Invaders“ und der bandnamensgleiche Titel „Messiah“, aber auch neueres „Fracmonts“-Material wie „Singularity“, zum Besten gegeben.

Und obwohl das Publikum, das in der bratenden Sonne dem Auftritt beiwohnt, etwas Abkühlung dringend nötig hat, gibt es eine Erfrischung dann doch nur in Form eines gespielten Songs. So endet das Set mit dem Titeltrack des Albums, das eines der besten und wohl frostigsten Plattencover ever zu bieten hat: „Extreme Cold Weather“. Da kann man sich das erfrischende Eis dann ja wenigstens vorstellen.

HEIDEVOLK – Sind Sie geschmolzen?

Galerie mit 17 Bildern: Heidevolk - Party.San Metal Open Air 2022

„Folk-Metal? Ist der nicht schon lange tot?“. Dieser Kommentar eines Musikers, dessen Name hier ungenannt bleiben soll, kurz vor dem Auftritt von HEIDEVOLK könnte tatsächlich ein Omen für deren Set sein, zumindest wenn man sich den zunächst doch eher überschaubaren Zuspruch vor der Mainstage anschaut. Auf der Bühne ist mit sechs Personen dafür um so mehr los und man freut sich nach eigener Aussage, nach elf Jahren zurück auf dem Party.San zu sein. Immerhin, diejenigen die sich eingefunden haben, feiern die Niederländer ab.

Ob sich die Frage von Neu-Sänger Daniël Wansink allerdings auf die Hitze oder die überschaubare Anzahl Menschen vor der Bühne bezieht, bleibt irgendwie unklar: „Sind Sie jetzt ein wenig geschmolzen oder was?“ Man muss es zugeben, die Holländer wirken heute ein wenig deplatziert, vielleicht wäre ein Fokus auf schnellerem Material schlauer gewesen. Sei es drum, zumindest das Rausschmeißer-Doppelpack aus „Saksenland“ und der Mitgröhl-Hymne „Vulgaris Magistralis“ verbreitet noch einmal ein wenig Partystimmung.

SPACE CHASER – Abriss in nur 30 Minuten

Galerie mit 12 Bildern: Space Chaser - Party.San Metal Open Air 2022

SPACE CHASER auf dem Party.San, das passt im Gegensatz zu HEIDEVOLK wie die Faust aufs Auge, daher wird fix vor UADA noch ein kurzer Abstecher zur Tent Stage in die persönliche Running Order gequetscht. Schließlich will man sich bei den spontanen Campingplatz-Nachbarn auch nicht unbeliebt machen.

Die Berliner um Sänger und Rampensau Siggi haben das Zelt von Anfang an im Griff, was mit ihrer mitreißenden Mixtur aus Speed und Thrash Metal aber auch kein Wunder ist. Außerdem strahlen die fünf Hauptstädter auch nach über zehn Jahren noch immer eine frische Authentizität aus, die allen Party.Sanen ein fettes Grinsen ins Gesicht zaubert. Danke für kurzweilige – und eigentlich viel zu kurze – 30 Minuten fröhlichen Abriss!

UADA – Überzeugen mit einem dynamischen Auftritt

Galerie mit 18 Bildern: Uada - Party.San Metal Open Air 2022

Unter eingespieltem Wolfsgeheul betreten UADA die Bühne, während die Sonne dem Horizont näherkommt und das Party.San-Gelände langsam in leichtes Rot taucht. Bei Verzicht auf große Ansagen, bekleidet mit Lederjacken und schwarzen Kapuzen legt die Band aus Portland, Oregon, ohne Umschweife los – und wie!

Dynamisch und beweglich zeigt sich von Anfang an Frontmann Jake Superchi. Das Gesicht zwar unter der schwarzen Kapuze verborgen fallen die Haare des Sängers vorne heraus und werden immer wieder heftig geschüttelt. Und auch die Bandkollegen stehen hier nicht hinten an und liefern eine flotte Performance ab. Der eingängige Black Metal von UADA, der immer wieder mit melodiösen Heavy-Metal-Strukturen aufgelockert wird, kommt beim Publikum jedenfalls gut an und scheint genau den richtigen Ton zwischen Aggressivität und Eingängigkeit zu treffen. Die Dreiviertelstunde Spielzeit ist überaus kurzweilig gestaltet und deutlich zu schnell vorbei: so reicht es zwar für einen guten Einblick in die bisherigen drei Alben der Band, allen voran in das aktuelle Werk „Djinn“, aber über ein längeres Set hätte sich hier heute sicher niemand beschwert. Mit einem schlichten „Danke schön“ von Sänger Superchi geht UADA dann allerdings zügig von der Bühne, während im Publikum erstmal einige vor Staunen geöffnete und offengebliebene Münder wieder geschlossen werden müssen.

Den Amerikanern gelingt ein bockstarker und nachhaltig beeindruckender Auftritt auf dem diesjährigen Party.San. Wenn die Karriere des Quartetts auch nur annähernd so weiter verläuft wie bisher und die kommenden Alben die Qualität der bisherigen halten können, dann rutschen UADA zukünftig sicher weiter im Billing nach oben und in Richtung eines Headliner-Gigs. Das Potential ist jedenfalls massig vorhanden und die Band sicher kein Szene-Geheimtipp mehr.

ASPHYX hinterließen nichts als “Molten Black Earth”

Galerie mit 17 Bildern: Asphyx - Party.San Metal Open Air 2022

Nach dem genialen UADA-Auftritt, der wirklich viele Menschen ekstatisch verzaubert hat, müssen sich ASPHYX ranhalten. Zum Glück fällt ihnen das nicht schwer, da sie erstens ein völliges musikalisches Kontrastprogramm fahren, als erste Band des Tages mit Pyros aufwarten und andererseits enorm erfahrene Festival- und Party.San-Recken sind. Der Übersympath Martin Van Drunen, der seine Ansagen wie immer auf perfektem Deutsch darbietet (“Wir hatten den Song schon zehn Jahre vor AMON AMARTH!”), führt seine drei Männer sicher an und ist auch mit 56 Jahren noch das geilste Death-Metal-Frontvieh.

Die Niederländer spielen einen unbarmherzigen Abriss von einem Konzert, der sowohl unersetzliche Genre-Klassiker wie “Wasteland Of Terror”, “Asphyx (Forgotten War)” oder die epische Walze “The Rack” als auch neuer Stücke wie die BOLT-THROWER-Hommage “Molten Black Earth” einbezieht. Neben den Klassikern fährt das punkig-kurze Titelstück des “Deathhammer”-Albums die besten Publikumsreaktionen ein. In der Retrospektive sind sich alle einig, dass hier eine sowieso immer verlässliche Band einen der stärksten Auftritte des Festivals hingelegt hat, gegen den sich die meisten Death-Metal-Bands wirklich warm anziehen müssen.

Kontrastprogramm mit KATATONIA

Galerie mit 14 Bildern: Katatonia - Party.San Metal Open Air 2022

Danach gibt es noch mal Kontrastprogramm, diesmal mit KATATONIA. Mit ihrem häufig ruhigen, melancholischen und atmosphärischen Sound setzen die Schweden, deren Bassist Niklas Sandin auch Gitarrist bei den Vormittagsabräumern LIK ist, einen interessanten und notwendigen Akzent. Die Party.Sanen vor der Bühne wissen dies zu schätzen und feiern die Dark Rocker gebührend ab. Obwohl der Sound zu Beginn (wie häufig bei KATATONIA) eher suboptimal und sehr leise ist, kriegen die Jungs noch die Kurve und fahren im Laufe des Sets die volle Transparenz ihres Sounds aus.

Mit “Behind The Blood”, “Forsaker”, “Old Hearts Fall”, “My Twin”, “Ghost Of The Sun”, “The Winter Of Our Passing” oder “Lethean” sind die 60 Minuten Spielzeit rappelvoll mit Hits gespickt und auch der Raum vor der Bühne wird immer dichter besiedelt. Die Schönheitsfehler zu Beginn des Sets werden durch sehr sympathische Ansagen von Frontmann Jonas Renkse (“Are you having a good time? Yeah, I tend to repeat myself… also in the songs”) wieder wettgemacht sodass auch dieser KATATONIA-Gig mit dem Prädikat “gelungen” quittiert werden kann.

CARCASS – Amtlicher Metzgerworkshop mit Legenden

Galerie mit 11 Bildern: Carcass - Party.San Metal Open Air 2022

Nach dieser konstant hohen Qualität auf der Hauptbühne müssen auch CARCASS alles geben. Das gelingt ihnen aber, denn Jeff Walker (Bass und Gesang) und Bill Steer (Lead-Gitarre) sind Legenden, die allein durch ihre Präsenz gewaltiges Charisma ausstrahlen. Speziell der mit seinem Flanellhemd-und-Schlaghosen-Outfit ultralässig wirkende Steer verzückt durch seine Classic-Rock-angehauchten Soli und demonstriert eindrucksvoll, warum er zu den einflussreichsten Klampfern im Death Metal zählt. Immer wieder ist es allerdings der seit 2012 bei CARCASS spielende Drummer Daniel Wilding, der die markanten Parts des Original-Drummers Ken Owen völlig bodenständig runterzockt, als hätte er nie etwas anderes getan.

Die teils progressiv anmutenden Kompositionen der letzten beiden Alben “Surgical Steel” (2013) und vor allem “Torn Arteries” (2021), mit denen große Teile des Gigs gespickt sind, sorgen für offene Mäuler, jedoch auch für erhöhte Zugangsschwierigkeiten. Die “Necroticism”-Ära oder der göttliche Schlussklassiker “Heartwork” haben es da schon leichter und so wanken wir zufrieden, doch völlig überreizt in Richtung unserer Zelte.

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17.08.2022

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23 Kommentare zu Party.San Metal Open Air 2022 - Der große Festivalbericht

  1. ultra.silvam sagt:

    Solide Berichterstattung. Etwas Schade finde ich dass allgemein die Aussagen des 1914 Sängers in keiner Weise kritisch beleuchtet werden. Da stellt sich jemand hin und fordert auf Menschen aufgrund ihrer Nationalität zu töten. Das geht gar nicht, insbesondere weil sie ja auch noch „kulturelle Botschafter“ der Ukraine sind. Da wäre ein Anti-Kriegs-Statement definitiv angebrachter gewesen. Wenn man dann mal etwas deren Social Media durchforstet sieht man schnell, das diese Band nur tote Russen für gute Russen befindet und sich über deren Tot auch noch lustig macht. Da gibt es deutlich bessere Bands, Organisationen, Menschen aus der Ukraine die man unterstützen kann als 1914.

  2. der_hahn sagt:

    Vorab: Ich kenne die Aussagen von 1914 auf ihren Social Media Seiten nicht. Auf dem Party.San sagte der Frontmann in recht schwachem Englisch, dass die Ukrainer jeden Russischen Soldaten töten werden, der ihr Land angreift. Ich habe nicht vernommen, dass sich dies auf alle Russen bezog, daher halte ich deine Aussage für falsch. Leider haben auf Facebook viele Leute in das gleiche Horn geblasen wie du (manche kamen sogar mit „keine Politik im Metal!“) Bzgl. der Aussagen des Sängers auf dem PSOA gegenüber halte ich die Kritik für unberechtigt. Meine Wahrnehmung entspricht der, die von hier auf der letzten Seite des Artikels formuliert wurde.

  3. ultra.silvam sagt:

    Klar, kann man alles unschöne ignorieren, sh. Social Media Posts, oder diverse Aussagen auf Festivals (nicht nur PSOA) wo er zur Tötung von Russen auffordert, oder den Boykott alles Russischen. Diese Selektivität gibt einen dann natürlich die Überlegenheit Aussagen wie meine als „falsch“ zu deklarieren ohne sich mit dem Problem das „kulturelle Botschafter der Ukraine“ zum Mord aufrufen und diesen auch noch verherrlichen auseinandersetzen zu müssen.

  4. nili68 sagt:

    Richtig, falsch.. nobody cares. Was du dagegen tun kannst? Richtig: NICHTS!
    Eigentlich könnte man alle Diskussionen überall zu jedem Thema sofort einstellen, aber es ist halt ein guter Zeitkiller, wenn man sonst nichts zu tun hat, oder Spaß daran hat Leute zu beleidigen und es hält den Pöbel beschäftigt, aus Sicht der Leute, die wirklich was zu sagen haben..

  5. nili68 sagt:

    Ein Feindbild zu haben, jemanden zu hassen und das ausleben zu können, ist wichtiger als die Frage, ob das gerechtfertigt ist. Seid doch nicht so naiv..

  6. Laniakea sagt:

    Habe 1914 jüngst auf dem Summer Breeze gesehen und da sprach er auch nur davon, dass man jeden russischen Invasoren töten werde – nicht mehr, nicht weniger. Wüsste nicht, was daran kritisch zu kommentieren wäre, zumal Metal.de als Musikseite dazu auch gar nicht verpflichtet ist und solche Aussagen durchaus unkommentiert lassen kann, wodurch sich jeder sein eigenes Bild von den Aussagen machen kann.

  7. dan360 sagt:

    Okey, diese Abgrenzung machen sie auf Fb nicht.

  8. dan360 sagt:

    Hin und wieder wird von den Invaders gesprochen..
    Von den Videos, Fotos etc. mal abgesehen…

  9. Laniakea sagt:

    Wobei es sich aus dem heimischen deutschen Sessel oder Computerstuhl auch sehr leicht urteilt. Auf dem Summer Breeze meinte er kurz vor Abschluss auch sinngemäß, dass die Ukrainer nicht nur für die Ukraine, sondern für ganz Europa und dessen Freiheitswerte kämpfen und für mich persönlich ist das „differenziert“ genug für einen Menschen bzw. eine Band, deren Mitglieder im März 2022 komplett aus ihrem Alltag gerissen wurden, weil ein Psychopath meint, er müsse Krieg in ihrem Land spielen.

    Übrigens: 1914 wurden vor wenigen Sekunden, was ich zufällig mitbekommen habe, von Facebook gesperrt. Der aktuelle Post, kurz zuvor erschienen, handelte vom ukrainischen „Independence Day“.

  10. nili68 sagt:

    Was sagen Drudkh eigentlich dazu, oder NM?

  11. Laniakea sagt:

    Von Drudkh wird man dazu nicht viel erfahren, weil die noch nie so richtig in die Öffentlichkeit getreten sind, und mit NM habe ich aufgrund NSBM nichts am Hut.

  12. dan360 sagt:

    „Wobei es sich aus dem heimischen deutschen Sessel oder Computerstuhl auch sehr leicht urteilt.“ Das ist so. Deswegen soll/kann sich jeder sein eigenes Bild machen..

    Konnte deren Fb Page grade eben noch aufrufen..

    „Independence, the right to life, the right to exist and our children’s future is what we’re fighting for.
    And We will Win! Ukraine will Win and the evil empire will fall!

    Happy Independence Day, Ukraine!“

    Das hatten sie gepostet, mit historischen Wappen/Motiven von der Ukraine darunter.

  13. Laniakea sagt:

    Das ist ja wirklich kaum erträgliche Propaganda! Oh wait… ne, doch nicht.

  14. nili68 sagt:

    Emotional gesehen, hätte ich sogar Verständnis dafür, wenn man als Bürger eines angegriffenen Landes rhetorisch etwas über’s Ziel hinaus schießt (was der FB-Eintrag nicht impliziert!). IMO sollte man da nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen, auch wenn das heutzutage sehr populär ist. 1914 sind ja bisher nicht durch terroristische Aktivitäten aufgefallen..

  15. dan360 sagt:

    Wie gesagt, soll/kann sich jeder sein Bild machen.. müssen sie selbst wissen, wenn sie Videos von beschossen/explodieren Tanks etc. mit lustiger Musik und herben Sprüchen untermalen.. oder Fotos von toten russischen Soldaten mit entsprechenden Textzeilen dazu versehen oder sagen, das das ganze russische Volk an dem Krieg beteiligt sei, allein deshalb, da die Mehrheit des Volkes schweigt. Will das gar nicht bewerten.. Mittlerweile posten sie ja wieder mehr Fotos von Konzerten und Festivals..

  16. Laniakea sagt:

    Dafür, dass du’s nicht bewerten willst, gibst du aber zumindest erstaunlich viel Senf dazu. Du, ganz ehrlich: Das mit den Videos kann man kritisch sehen, tue ich übrigens auch. Trotzdem: Ich möchte mich nicht in deren Lage versetzen. Und ja, in dieser Situation zu schweigen, wegzuschauen oder womöglich gar zu relativieren, billigt diesen Krieg ebenfalls, auch wenn dir das eventuell nicht schmeckt. Die Geschichte hat oft genug gezeigt, dass Wegschauen, Schweigen und Relativierung das Unheil noch verstärken.

  17. dan360 sagt:

    Die Menge meines Senfs steht in keinem Zusammenhang mit einer Bewertung deren Posts. Peace

  18. dan360 sagt:

    White Ward haben nen donation link gepostet, für ne Charity Foundation, auch ne gute Möglichkeit die Ukraine zu supporten.

  19. nili68 sagt:

    Ich donate ungern, da ich niemandem traue. Alle Menschen schlecht und so.. ihr wisst schon. „Thoughts and prayers“ müssen reichen..

  20. dan360 sagt:

    Genau. Hauptsache das Wohnzimmer bleibt warm..

  21. nili68 sagt:

    Ach, scheiss auf’s Gas. Ich kaufe mir einfach ’n paar dicke Pullis, Wollsocken und lange Unterhosen. Solche krassen Minus-Temperaturen gibt’s doch in Deutschland gar nicht.
    Vielleicht bin ich auch zu skeptisch, dass die Kohle da hin geht, wo sie soll. Um’s Geld an sich geht es mir dabei nicht. Naja, muss ich mich noch mal näher mit beschäftigen..

  22. nili68 sagt:

    Außerdem muss der Lüfter im Laptop/PC weniger arbeiten bei Kälte. Das spart ja auch wieder Energie/Geld.. 😀

  23. dan360 sagt:

    Das ist natürlich ein Argument. 😉