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Die besten Alben 2020

Special

Tag 4: Gothic/Darkwave – Dunkel, Düster, Sehnsuchtsvoll

Mit Gothic/Darkwave nähert sich das erste Thema innerhalb unserer Auszählung der besten Alben des Jahres, bei dem nur drei Plätze gekürt werden. Eigentlich ein wichtiges Genre, das geschichtlich relativ früh als Ableger der Punk-/New Wave-Bewegung entstanden ist, sind dieses Jahr, soweit wir das überblicken konnten, nur wenige nennenswerte Releases aus dieser Sparte erschienen. Aber dennoch haben wir die interessantesten in der folgenden Liste zusammengefasst – wohl bekomm’s.

Texte: Jannik Kleemann, Sven Lattemann

Platz 3: SHE HATES EMOTIONS – Melancholic Maniac

She Hates Emotions

Chris Pohl, den man sonst eher bei BLUTENGEL verortet, hat still und heimlich ein 80er-Jahre-Synthwave-Album auf den Markt gebracht, welches er im Alleingang geschrieben, komponiert und eingespielt hat. SHE HATES EMOTIONS geht deutlich reduzierter als die pompösen BLUTENGEL zu Werk und soll laut Pohl von DEPECHE MODE und Konsorten inspiriert sein. „Melancholic Maniac“ ist ein leicht verdauliches Werk, welches auf Grund von Pohls unverwechselbarer Stimme natürlich auch BLUTENGEL-Assoziationen hervorruft, aber insgesamt doch deutlich erdiger ist und mit weniger Blut, Vampiren und Kitsch auskommt. Anspieltipp ist hier die wunderbar stimmungsvolle Single „See The Light“.

Durchschnittswertung: 7/10

NACHTMAHR – Flamme (7/10)

Nachtmahr

Thomas Rainers Projekt NACHTMAHR, welches seit über zehn Jahren sein zweites Standbein neben L’ÂME IMMORTELLE darstellt, ist sonst eher bekannt für seine stampfenden, aggressiven Beats, militaristischer Outfits und der dazugehörigen Erotika. Auf „Flamme“ lässt Rainer seine Beats jedoch im Synthesizer und hat elf seiner Songs in ein Neofolk-Gewand gepackt, in welchem der Wiener schon länger wildert, so waren doch ähnliche Bemühungen schon öfters auf vergangenen CDs der Band zu finden. NACHTMAHRs „Light“-Versionen funktionieren auch auf Albumlänge erstaunlich gut, die Auswahl der Songs passt (mit z.B. „Mein Name“ sind auch einige im Original echt brutale Stampfer dabei, die hier eher zart daher kommen) und, dass Rainer auch ruhig singen kann, hat er ja auch bereits bei L’ÂME IMMORTELLE bewiesen. Ein interessanter Blick über den Tellerrand seines Genres.

Platz 2: LORD OF THE LOST – Swan Songs III

Lord Of The Lost

Die Gothic-Metaller von LORD OF THE LOST haben den dritten Teil ihrer Neoklassikserie am Start und folgen dem gewohnten Konzept: halb neu, halb neu arrangiert. Auf CD 1 finden wir zehn neue Songs im Ensemble-Stil, welche vor allem von Chris Harms‘ wandelbarer Stimme getragen werden. Die zweite CD wartet dann mit einigen Ensemble-Arrangements des letzten Albums „Thornstar“ (2018) auf. Diese Versionen sind immer ein besonderes Schmankerl für Fans der Rockversionen. Zudem äußerst ergreifend: die Zusammenarbeit von LORD OF THE LOST mit dem „Heaven Can Wait“-Chor, welcher aus Sänger*innen besteht, die ausnahmslos über 70 Jahre alt sind. Die Kollaboration in Form von „We Were Young“ lässt, gerade mit dem dazugehörigen Video, die Haut schnell zur Erpelpelle werden.

Durchschnittswertung: 7,5/10

ULVER – Flowers Of Evil

Ulver

Nach dem wunderbaren „The Assassination of Julius Caesar“ (2017) ist auch Album Nummer Vierzehn der norwegischen ex-Schwarzmetaller, ex-Industrial-Metaller und Gelegenheits-Ambient-Enthusiasten ein überaus gelungener Wurf. Wie ein stetiger Fluss an ohrenschmeichelnden Melodien ergießt sich „Flowers Of Evil“ aus der Musikanlage, Krystoffer Rygg säuselt – etwas brummend, stets markant – über die recht poppig geratenen Titel des Albums, die zwar zunächst unscheinbar daherkommen mögen, aber sich doch sehr nachhaltig im Hirn festsetzen („One Last Dance“, „Machine Guns And Peachock Feathers“).

Synth-Pop, Wave, Darkwave – ULVER stehen für einen ganz eigenen Stilmix: Modern, aber retro – DEPECHE MODE trifft SOFT CELL trifft ALPHAVILLE. Und mit dem verstörenden Cover liefert die Band ein Artwork, das selbst bei metal-frontdruck-erprobten Gemütern im Gedächtnis bleibt.

Platz 1: EISFABRIK – Kryothermalmusik Aus Der Eisfabrik

Eisfabrik

Hinter diesen frostig-schönen Synthie-Klängen stecken keine unbekannten Musiker. Charly Barth-Ricklefs (ex-SHADOW-MINDS) und Gerrit Thomas (FUNKER VOGT) stehen hinter den Reglern. Herausgekommen sind dabei schon einige schöne Alben für die Klänge elektronischer Düsterdiscos. Mit „Kryothermalmusik Aus Der Eisfabrik“ legen sie nun ihr fünftes Album vor, dem je eine EP vor- und nach folgte, welche die klangvollen Namen „Automatisierung In Der Eisfabrik“ und „Rotationsausfall In Der Eisfabrik“ tragen. Im Gegensatz zu den Albumtiteln gibt es bei EISFABRIK hauptsächlich englischsprachige Texte dargeboten, welche von wunderschönen Synthie-Klängen unterlegt sind, die auch an SOLITARY EXPERIMENTS erinnern. Genrefans und FUNKER-VOGT-Freunde sollten das Projekt auschecken.

Durchschnittswertung: 8/10

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Quelle: metal.de-Redaktion
15.12.2020

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20 Kommentare zu metal.de - Die besten Alben 2020

  1. Watutinki sagt:

    Kann man prinzipiell nichts gegen die Auflistung sagen, wobei mir bei einigen Alben außer geiler Mucke, nichts hängen bleibt. Geile Mucke mag in einigen Musik Genres ausreichen, beim Black Metal fehlt mir da die Essenz.

    Persönlich mochte ich sehr, wobei es tlws. ggf. auch noch zu 2019 gehörte:

    (metal.de/me)
    Djevel – Ormer til armer, maane til hode (x/9)
    An autumn for crippled children – All fell silent, everything went quiet (7/9)
    Arkona – Age of capricorn (9/9)

    Und ich glaube noch zig Andere, habe da auch den Überblick verloren.

  2. Lord Budweiser sagt:

    Ein bisschen mehr oder überhaupt Underground hätte ich gut gefunden… Da waren für mich dieses Jahr die wahren Perlen zu entdecken:
    Gnitterswart
    Youna
    Cold Earth
    Thy Dying Light
    Korgonthurus uvm

    Die diesjährigen Veröffentlichungen von …And Ocean und Black Curse sollte man denk ich auch noch aufm Schirm haben… als kleine Ergänzung. Hättet ihr halt mal die 10 vollgemacht ^^

  3. Lord Budweiser sagt:

    Gothic/Darkwave nicht meine sparte… Aber der Nachtmahr Tipp ist echt richtig nice. Danke dafür

  4. alchemist sagt:

    Gothic/Darkwave ohne Then Comes Silence? „Machine“ war saustark.

  5. Lord Budweiser sagt:

    Zwar ist Heavy auch nicht mein bevorzugter Metal-/Musikstil die Liste find ich aber dennoch Top! Lord Vigo und Bütcher wären bei mir ganz weit vorne gelandet

  6. nili68 sagt:

    Von der Liste da oben? Winterfylleth, Oceans Of Slumber, Rest egal.

  7. Lord Budweiser sagt:

    Zwei Veröffentlichungen die mich überhaupt nicht interessiert haben, obwohl ich eigentlich großer Fan von Winterfylleth oder überhaupt von dem “naturnahen“ (Black)Metal bin.
    Ist natürlich alles sehr mainsteamig gehalten und von deswegen bisher auch keine Überraschung dabei… Zumindest in meinen favorisierten den Genres

  8. Watutinki sagt:

    Da es denn kleinsten gemeinsamen Nenner der Redaktion widerspiegelt, sind Überaschungen auch nahezu ausgeschlossen.

    Traurig ist, dass man von der Sparte Gothic Metal/Mittelalter mittlerweile eigentlich nahezu gar nichts mehr erwarten kann. :((
    Hier sehne ich mich auch nach der guten alten Zeit.

  9. nili68 sagt:

    Warum spielt das ’ne Rolle oder ist überhaupt erwähnenswert, ob etwas mainstreamig ist oder nicht? Das sagt ja erstmal nichts über die Qualität aus, wenn man Musik nicht nur aus Imagegründen hört oder das zumindest eine große Rolle für einen spielt. Manche Sachen, die ich höre, sind halt mainstreamig, manche nicht. Who cares? Das legt sich aber, wenn man erwachsen wird, früher war ich auch so. 😉

  10. Lord Budweiser sagt:

    ,,Traurig ist, dass man von der Sparte Gothic Metal/Mittelalter mittlerweile eigentlich nahezu gar nichts mehr erwarten kann.“
    War das schonmal anders 😀

  11. nili68 sagt:

    Ich hab‘ auch nicht das Gefühl, dass die Sachen im Underground ein höheres Qualitätslevel haben als im Mainstream. Eher im Gegenteil, vom jugendlichen Edge-Faktor mal abgesehen. Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel..

  12. Lord Budweiser sagt:

    @nili das sagt ja schon was über die Mukke aus wenn etwas Mainstreamig ist… z.B. ist die Produktion massentauglicher

  13. Lord Budweiser sagt:

    Kommt halt immer drauf an auf was man Wert legt… Ich steh gerade mehr auf den räudigen, dreckigen Sound der Bands die ich weiter oben benannt habe. Das hat viel mit Stimmung zutun… Ich muss aber auch sagen das die hier erwähnten Bands in Black Metal teils tolle Alben rausgebracht haben Audn z.b. oder auch Panzerfaust

  14. Lord Budweiser sagt:

    Ich will das garnicht auf diese lächerliche trve Diskussion runterbrechen bzw war das nicht meine Absicht

  15. nili68 sagt:

    Natürlich sagt das was aus, wenn etwas maistreamig ist, aber nicht über die Qualität. Das, was vielen gefällt, kann durchaus „objektiv besser“ sein, nach gängigen musikwissenschaftlichen Kriterien, als etwas das verschroben und undergroundig ist. Was einem persönlich besser gefällt und aus welchen Gründen, ist hierbei erstmal irrelevant.
    Ist aber auch egal, ich steigere mich da wieder zu sehr rein. 😀 Vielleicht habe ich da von deiner Seite auch zu viel Wertung hineininterpretiert. 😉

  16. nili68 sagt:

    Haha, aber schon lustig, was ein Wort auslösen kann, wenn man gerade nichts Besseres zu tun hat. lol

  17. Lord Budweiser sagt:

    Ja bei bestimmten Wörtern fühlt sich der ein oder andere getriggert…. Mainstream, Nuclear Blast und Covid19 sind nur drei von ganz vielen Beispielen

  18. Watutinki sagt:

    „War das schonmal anders 😀“

    Dreadful Shadows, alte Moonspell, alte The Gathering, ToT etc. habe ich früher schon sehr gemocht. Vergleichbar Gruftiges in der Qualität sucht man heute mit der Lupe.

    Das Mittelalter Zeugs hat mich früher zumindest auch deutlich mehr interessiert. Subway to Sally, Schandmaul fand ich Mal richitg gut, heute eher >gähn<. Auch Nachtgeschrei fand ich früher besser. Seit dem sie den Sänger ausgetauscht haben, nicht mehr so mein Fall. Vielleicht bin ich da auch rausgewachsen, keine Ahnung. Auf Corvus Corax hoffe ich noch.

  19. nili68 sagt:

    Covid-19 ist kein Trigger, eher Querdenker oder Covidiot. 😛

  20. motley_gue sagt:

    Für mich eine große Überraschung, dass Dark Fortress bei BM nicht dabei ist. Ich hätte echt gedacht, dass das Album den Querschnitsgeschmack is ziemlich trifft.
    Für mich ein richtig großes Album wäre die Triptykon Live-Scheibe mit Orchester, aber ok, das ist eben nicht genretypisch und passt damit irgendwie nirgends rein.
    Aber, um Himmels Willen, wo ist Paradise Lost???