Various Artists - Punk Goes Pop

Review

Der Sinn der „Punk Goes…“-Reihe hat sich mir noch nie so richtig erschlossen. Ein Haufen mehr oder minder bekannter „Punkbands“ nimmt sich Lieder vor, die einem schon den ganzen Arbeitstag im Radio auf den Sack gehen, schieben ein paar dicke Riffs, Breakdowns und Shouts ein, und ziehen das ganze durch den Autotune-Mixer, und herauskommen soll eine supertrendy, extrageile Mix-CD, die auf dem 15. Geburtstag deiner kleinen Schwester alle Trendfraktionen gemeinsam auf die Tanzfläche bringen sollen. Auf inzwischen dreizehn(!) Ausgaben dieser Serie beschränkte man sich längst nicht mehr nur auf Popsongs, nein, da gab es tatsächlich so illustre Titel wie „Punk Goes Crunk“ oder „Punk Goes 80´s“, die trotz der massiven Vergewaltigung teils zeitloser Klassiker immer reißenden Absatz fanden.

Zu sehr will ich mich eigentlich gar nicht aufregen, aber auf „Punk Goes Pop Vol. 5“ haben die Jungs von Fearless Records es doch geschafft, noch ein paar Stufen mehr zum Gipfel der absoluten Geschschmacksverirrung zu erklimmen. Ich wäre natürlich niemals so böswillig und würde hier die pure Geldgier unterstellen, vielleicht hat man inzwischen einfach Spaß daran gefunden Schund zu verkaufen. Es sei vielleicht noch erwähnt das man hier trotz des Titels keinen Furz Punk findet, die Bands kommen allesamt aus dem Harcore/Metalcore-Segment. Aber wen stört das schon, wenn man so wertvolle Ergüsse wie „Call Me Maybe“ von Carly Jepsen mit coolen Breakdowns versetzt, oder „We Found Love“ von Rihanna in einen irren Techno-Hardcore-Synthie-Mix verwandelt? In der Konsumenten-Zielgruppe anscheinend niemand. Damit ist aber noch lange nicht Schluss, auch das Erbe von Pop-Legende Michael Jackson oder 80er-Ikone Cindy Lauper wird in von allen musikalischen Ansprüchen befreiten Versionen von „Billy Jean“ und „Girls Just Wanna Have Fun“ durch den Dreck gezogen. Wenn sich da mal nicht jemand im Grab umdreht. Die restlichen Tracks, deren Original-Versionen ich glücklicherweise nicht kenne, plätschern dann auch nur so vorbei, „Malen-Nach-Zahlen-Core“ der untersten Schublade, sowas könnte jede Kellerband dreimal besser, da helfen auch die verzweifelten Elektro-Sprengsel nichts mehr.

Statt „Punk Goes Pop“ wäre „Stumpfer Modern Metal Goes Schlechte Musik“ passender, aber das lässt sich dann wohl nicht verkaufen. Die dreizehnte Auflage dieser grauenhaften Serie von schmerzverursachenden Cover-Alben steht ganz in der Tradition seiner Vorgänger und macht so ziemlich alles falsch was geht, jeder Track klingt wie ein komödiantischer Versuch brave Pop-Nummern hart zu machen, und die Krönung des Ganzen ist, dass sich dafür auch noch von mir bisher durchaus respektierte Bands wie WE CAME AS ROMANS oder MAYDAY PARADE hergeben. Ich habe nichts gegen Metalcore, Elektro-Core oder experimentelles Gemoshe, aber ich haber etwas gegen grottenschlechte Musik deren einzige Zielsetzung hohe Verkaufszahlen sind. Vierzig Minuten Ohrenqual die kein Mensch braucht. Der eine Punkt geht übrigens ganz klar an die Coverversion von „Girls Just Wanna Have Fun“, denn wenn die fünf Jungs von THE MAINE mir erzählen wieviel Spaß sie doch gerne als Mädels haben, dann sorgt das für einen kurzen Schmunzler. Das wars dann aber auch.

12.11.2012
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