Various Artists - Thuringian Supremacy Vol. 1

Review

Ein Black Metal Sampler, der sich laut Inschrift im Booklet als „Zeichen gegen kommerziellen Black Metal“ versteht, erweckt nicht gerade Vertrauen. Viel eher ergreift die Sorge nach einer weiteren 08/15 Black Metal-Platte in schrottreifem Soundgewand von mir Besitz. Vier Bands haben sich zu diesem „Thuringian Supremacy“ Gemeinschaftswerk zusammengeschlossen, darunter übrigens PANZERKREUTZ (u.a. mit M. Roth und Yantit von EISREGEN), dazu später mehr.

Den Opener-Platz dieser Vierersplit nehmen GOATFUNERAL ein. Bereits bei „Black Earth“ fragt man sich, ob diese Position wirklich gerechtfertigt ist oder ob damit schon das Beste vorbei ist. Denn das Duo macht seine Sache verdammt gut, abwechslungsreich und mit der nötigen Variation aus Midtempo und ein wenig Geballer ausgestattet schafft man es ohne großartige Innovation sofort ins Gehirn, bis „My Woods – Their Graves“ erklingt. Das zweite GOATFUNERAL-Stück hat mich echt geplättet und könnte zu einem meiner Favoriten in diesem Jahr werden. Mit einer wundervoll melodischen Schlagseite treibt der Song dahin, getragen von einer Dramatik und den bissigen Vocals geht es hin zum Höhepunkt, den Clean Vocals, die einen ganz eigenen Charakter haben und derart ergreifend sind, dass sich so manche Doom oder Gothic Kombo davon gerne mal ein Scheibchen abschneiden könnte. In jedem Fall ist „My Woods – Their Graves“ der Hit dieser Compilation.

Daran können auch DIES FYCK mit ihrer Mischung aus Black und Doom nichts ändern. In etwas roherem Gewand bemüht sich „Mastered By Doom“, erdrückend zu wirken, scheitert aber doch, zumal „The Return To Venus Mountain“ deutlich mehr kann. Das Stück ist spannend, abwechslungsreich und verschafft sich durch ein paar dezent eingestreute Synthies noch den letzten Rest Dunkelheit, ein weiteres Highlight auf dieser Platte. Lediglich an den Vocals könnte noch geschraubt werden, das 08/15 Gekrächze ist einfach überholt. Trotzdem ansprechende Musik und so langsam zerstreut sich jegliche Skepsis meinerseits gegenüber dieser Scheibe.

OCCVLTA schlagen dann aber in eine ganz andere Kerbe. Das Treiben ist ziemlich wüst, ziemlich Old-School und ziemlich rotzig. Flott, punkig und minimalistisch geht das Trio zu Werke und lässt dabei wenig Platz zur Kritik. Wer auf wirklich rotzigen Black Metal der ganz alten Schule steht, kann sich damit sicher anfreunden, überschwänglich begeistern kann mich solche Musik leider nicht mehr.

Dann kommen eben jene PANZERKREUTZ, die wohl die prominenteste Besatzung an Bord haben. Entsprechend professionell geht es auch zu Werke. Die Jungs haben die dickste Produktion und ballern auch gleich aus allen Rohren. „Panzerschreck (The Art Of War)“ ist dabei noch ein wirklicher Hinhörer. Flott und brutal geht es zur Sache, leider können die Clean Vocals nicht gegen die von GOATFUNERAL anstinken, hätten sie sich mal einen Gastsänger geholt. Leider sind PANZERKREUTZ aber auch nicht besonders originell, so geht es zwar heftig zur Sache, doch die Momente zum Hinhören fehlen beinahe zur Gänze. Das Eigentor folgt dann auch sogleich im abschließenden „Panzerkreutz (Definition)“, als Roth sein rollendes „R“ aus dem Hut zaubert und somit zu deutlich an EISREGEN erinnert, als dass hier noch die Musik im Vordergrund steht. Schade, ansonsten sind auch PANZERKREUTZ ganz nett, auch wenn sie für mich den eher blassesten Eindruck auf „Thuringian Supremacy“ hinterlassen.

So bleibt mir nur zusammenfassend zu sagen, dass dieser Sampler oder wie immer man das nennen möchte eine unterhaltsame Zeit bietet und seinem Anspruch zum Teil sogar gerecht wird. Sicher, den Underground neu definieren wird keine dieser Bands, aber gerade GOATFUNERAL haben einen bleibenden Eindruck hinterlassen, DIE FYRCK sind zeitweise ebenfalls sehr stark, während OCCVLTA den Rotzfaktor hoch halten und PANZERKREUTZ leider ein bisschen an der Intention vorbeihinken und mit ihren doch eher glatten Songs nicht so richtig begeistern. Es bleibt alles in allem lohnenswert, mal ein Ohr oder auch zwei zu riskieren.

15.11.2010

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