Various Artists - Fabriksampler V2

Review

Aus dem Hause Pharmafabrik stand mit „Fabriksampler v2“ eine neue Veröffentlichung und buntgemischte Werkschau von Ambient- und Experimentalmusikern aus aller Welt (von Japan über Italien und Argentinien bis nach Norwegen) an. Große, klingende Namen sucht man beinahe vergebens, einzig der umtriebige Henrik Björkk (NORDVARGR) dürfte durch einen gewissen Bekanntheitsgrad aus der Liste der Künstler herausstechen. Dennoch finden sich auf dem „Fabriksampler v2“ auch viele andere Künstler, die auf eine lange (und ebenso schaffenskräftige) Schaffensgeschichte zurückblicken können (wie zum Beispiel THE CHERRY BLUES PROJECT, ALEXEI BORISOV, PUREH, LULL oder SUNAO INAMI).

Die Musik lebt von ihrer Gegensätzlichkeit zwischen Trägheit und Hetze. Klangflächen und Rhythmus, Schwerelosigkeit und Verdichtungen, die sich auseinander hervorschälen, ineinander verwandeln und zusammen ganz neue Formen ergeben: Ein großes, waberndes Etwas, das nie stagniert, sondern sich in ständig neuen Metamorphosen zeigt. Es wird – natürlich – hauptsächlich elektronisch gearbeitet, wobei ein Großteil aber auf experimentelle Wege von Klangerzeugung zurückzuführen ist. Die meisten der Musiker veröffentlichen ihre Arbeiten aus einem tatsächlich künstlerischen Umfeld heraus (Musik ist hier „nur“ ein Teil künstlerischer Wahrnehmung, die von ihnen andernorts auch mit visueller und bildender Kunst unterstützt wird) und weniger aus dem sterilen Zusammenhang von rein digitalen Veröffentlichungen, die ihre Entstehung allein einem Computergprogramm und Synthesizern verdanken.
Es mit Alltagsgegenständen gearbeitet, mit Gitarren und Unmengen von Effektpedalen, es wird improvisiert und analogen Spielereien gefrönt; von den naturgemäß dunklen Klanglandschaften eines NORDVARGR (die sich hier in Anbetracht der Emsigkeit des Herrn eher wie Routine ausnimmt und gegenüber dem Rest der Zusammenstellung leicht zurücktreten muss, was den avantgardistischen Flair angeht) über die Blumigkeit eines „Life Bloom“ von WOO bis hin zum Höhen-Tiefen-Kontrast zwischen schwammigen Bässen und beinahe unangenehm ätherischen Höhenflügen in „Mu“ von GO TSOSHIMA und sanften Anflügen von IDM und Lounge bieten ein vielfältiges, aber keineswegs zerstreutes Bild von vielem, was in der Welt des Avantgarde so gewerkelt wird.

Für eine Compilation ist diese Scheibe in der Gesamterscheinung überraschend flüssig und homogen gestaltet. Es werden sogar die Stücke ineinander übergeblendet, was den jeweils eigenen Charakter natürlich nicht zerstört, aber offenbart, wie sehr den Erstellern des Samplers eine zusammenhängende Wahrnehmung am Herzen lag, was ihnen auch im Hinblick auf die Auswahl der Stücke gelungen ist. Der „Fabriksampler v2“ ist jedem zu empfehlen, der ein wenig in der weiten Welt des experimentellen Ambient herumstöbern möchte.

11.01.2009
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