Various Artists - Nightmare On Antstreet

Review

Antstreet Records schmeißen mit „Nightmare On Antstreet“ einen Sampler auf den Markt, der einen guten Überblick (es sind immerhin 25 Bands vertreten) über das Schaffen junger Punk-Rock-Bands geben soll.

– JANEZ DETO spielen eingängigen Kinder-Punk-Rock, wie man ihn aus amerikanischen Teenie-Filmen kennt. BLINK 182 für Arme sozusagen.

– Fast in dieselbe Kerbe schlagen SMALL STATE und ich kann nicht verleugnen, dass sich langsam meine Nackenhaare gen Himmel richten. Das angesprochene Publikum wird jünger…

– Mit DAYLIGHTSEVENTIMES wird das geforderte Alter um ca. 1,5 Jahre angehoben. Zwar besitzen die Jungs durchaus etwas mehr ernstzunehmendes Talent als die ersten beiden Formationen, aber sie sind dennoch weit entfernt vom Prädikat „gut“.

– Aaah, endlich! GUITARSHOP ASSHOLE rocken schön dreckig in feinster TURBONEGRO-Manier los. Mal abgesehen vom beknackten Band-Name sollte sich jeder Rotz-Rocker diese Band mal vormerken. Schön energetisch.

– Mit den BASTARDS ON HOLIDAY wird es etwas flotter. LAGWAGON in billig könnte man meinen. Wieder gibt es einige Kindermelodien zu lauschen, nur eben etwas schneller.

– Aus Italien kommen die MINNIE’S und sie spielen simplen 08/15-Punk Rock mit ein paar Mitsingmelodien. Das war’s dann auch.

– HELLBENT ON ROCKING bieten auch eher durchwachsenen Stoff der Marke „ich wär‘ so gern ein Turbo-Negro“…

– Na sowas, das gibt’s noch? Angereichert mit einer Prise Ska leiern NOT AVAILABLE ihre Trällermelodien runter und singen feuchtfröhlich ihren „Cerveza“-Song, der perfekt dazu geeignet ist, 14-jährige Jungen scheinbetrunken zu machen.

– 12HOURSGONE knüpfen dann nahtlos an und schlagen exakt in die Kerbe, die auf diesem Sampler vermutlich intensiv vertieft werden soll. Easy-Listening-Punk-Rock.

– Mit GARRETTI wird es ein wenig anstrengend. Nicht nur, dass sie ihren Song auf Italienisch darbieten, auch die stellenweise recht quäkige Stimme kratzt an den Nervensträngen.

– ASCENSION bewegen sich dann zwar auch im Fahrwasser des Sampler-Stils, können aber wenigstens mit ihrem ernstzunehmenden Sänger punkten.

– 3 FEET SMALLER klingen ein wenig erwachsener, was vermutlich auch an der etwas energischeren Stimme des Sängers liegen mag. Musikalisch zwar völlig wertfrei, aber immerhin mit viel Spielfreude.

– Durch den coolen Anfangspart von THE DEAD NOTES dachte ich erst, dass sich das Niveau nach den GUITARSHOP ASSHOLES zum zweiten Mal deutlich erhöht, aber schon nach wenigen Sekunden driftet der Song in eine weitere unscheinbare Billig-Punk-Rock-Nummer ab.

– Weiter geht es mit den LOS FASTIDIOS, die mit Oooh-Gesängen einsteigen und ihren Song in ihrer Landessprache bringen. Einmal mehr gibt es fürchterliche Kindermusik zu hören. Ein Sampler für 14-jährge, picklige Brillenträger, ganz klar!

– HUNGRY reihen sich nahtlos ein. Schrammel-Punk mit ein paar kleinen, fröhlichen Melodien und fertig ist die College-Musik.

– Auf Deutsch präsentieren PASCOW ihren Song. Zugute halten muss man dieser Band jedenfalls, dass sie nicht so albern klingen wie der Rest. Von guter Musik ist das allerdings trotzdem noch weit entfernt.

– SUPER ABSORBER hören scheinbar gerne BAD RELIGION, denn diese sind mir sofort in den Sinn gekommen, als ich diesen Song gehört habe. Ganz nett.

– PROJECT 54 knüpfen dann zwar zunächst nahtlos an, können allerdings nur kurzzeitig das leicht gehobene Niveau halten. Nach einem guten Einstieg gibt es wie gehabt locker-flockigen Punk Rock zu lauschen, ohne tieferen Sinn oder besondere Vorkommnisse.

– RANDOM HERO spielen dasselbe, nur in einer braven Variante.

– Mit schön saftigem Sound bratzen SPITEFUL ins Geschehen und beweisen, dass es doch noch echten Punk Rock auf diesem Sampler zu lauschen gibt. Ganz klar eine der besseren Bands.

– THE BREATHALYZERS beginnen ruhig (klingt wieder sehr nach BLINK 182) und gehen dann im Laufe des Tracks über zu verzerrtem Punk-Gesang und ein paar wilden Parts. Nicht übel, aber auch nicht wirklich gut.

– Übel schrammelig wird es bei VERSUS YOU, die nach einer etwas besseren Schülerformation klingen.

– THE PROTO K DISTILLERY beanspruchen den Titel „eine Band von 25 (bzw. 21, wenn man die vier guten abzieht) gleich klingenden“.

– Mit BENDER gibt es kurz vor dem Exitus noch einmal etwas Nettes zu hören. Eigenwillig, schnell (Punk-Uptempo) und mit komischem, aber durchaus passendem Sound ausgestattet, gehören sie zur „Elite“ des Samplers.

– SKIN OF TEARS bilden mit ihrem flotten Punk Rock einen runden Abschluss. Sie zählen bestimmt nicht zur Speerspitze der Bewegung, aber ganz klar zu den besseren Bands dieser Scheiblette.

Auch wenn ein Sampler im Grunde stets eine feine Sache ist, über eine Szene oder ein Label einen Überblick zu bekommen, muss ich diesem hier eine kleine Schelte geben. 25 Bands sind drauf, wovon rund 20 fast exakt gleich klingen. Muss das sein? Es wäre garantiert niemandem aufgefallen, wenn hier nur drei oder vier Band-Namen aufgeführt wären.
Um die abschließende Frage zu beantworten, ob man diesen Sampler brauch, kann ich ohne Reue sagen: Nö, nur Kids, die sich gerne mal mit Faschingshaarspray ein paar bunte Löckchen ranpappen, sollten hier mal reinhören, denn sie bekommen mindestens 20 verschiedene, aber gleich klingende Nachwuchs-Bands zu hören, die garantiert ihren Geschmack treffen.

16.12.2007

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